Die Frage, wie viel Geheimniskrämerei und Mystik man zugestehen muss und gutheißen kann, stellt sich bei den derzeit auch bei Indiehörerinnen so beliebten Genres Black und Doom Metal, bei Chelsea Wolfe, Liturgy, Deafheaven oder auch Haxan Cloak durchaus. Den Genannten kann man aber - egal wie die Entscheidung ausfällt - zumindest ihre Musik hoch anrechnen. Wie man es nicht machen sollte - die Musik und die Mystik -, das zeigt Myrkur, das Eine-Frau-Black-Metal-Projekt aus Dänemark, auf dem Debütalbum M. Und es bleibt ein Rätsel, wie es zu dem Hype um Myrkur kommen konnte.
Man nehme nur die von Myrkur kursierenden Fotos: Eine blonde Frau steht im langen schwarzen Kleid im Wald - bogenschießend. Dazu der Name, der auf Isländisch Dunkelheit bedeutet, ein paar Runen und so weiter und so fort. Auch musikalisch wirkt die Idee, ein bisschen Pfandfinder-Folk mit laiensakralen Chören und ein paar Riffs zu kombinieren, schon sehr lange nicht mehr provokant. Am besten gefällt M in den wenigen Passagen, in denen Amalie Bruun, die Frau hinter Myrkur, kreischt statt singt. Dann sind Wut und Energie zu spüren, wie zum Beispiel in dem sehr nach Neunzigerjahren klingenden Song "Mordet". Das Riffing in "Skadi" wiederum macht Spaß, aber das Gesäusel darüber nervt. Schlimm ist auch die Game-Of-Thrones-Mittelalterhaftigkeit in "Skøgen Skulle Dø". M treibt dem Black Metal das Extreme, Düstere, Meditative aus, weil Myrkur bei fast jeder Entscheidung für dieses Album den naheliegendsten Weg gewählt und meist Phrasen aneinandergehängt hat. So klingt Metal im Zeitalter von Spotify: kurz reingehört, was aufgeschnappt, fertig.