Von Kettcar bis Andreas Bourani. Alle heben das Glas, prosten einem zu, andauernd heißt es: auf uns, ist klar, auf den Moment! Oder so ähnlich. Fliegende Fische, das offizielle Debütalbum von Neonschwarz, der mittlerweile zum Quartett angewachsenen HipHop-"Supergroup" (Pressetext), ist auch so eine schrecklich nette Zuproster-Vergemeinschaftungs-Platte. Dabei war die Ausgangslage mal eine andere. 2010 noch verdienten sich die Bandmitglieder Johnny Mauser und Captain Gips mit dem ersten Download-Album Neonschwarz eine (lächerliche) Indizierung. Der Grund, der Track "Flora bleibt", war ein wuchtiges Statement mit grimmigem Streicherstakkato.
Auf Fliegende Fische ist von solch einer Dringlichkeit keine Spur zu finden. Stattdessen mal ein paar Flöten, mal eine Idee für die Balkan-Beats-Party. Selten überraschend, meistens nett, schlimmstenfalls klingt es nach den Sportschau-Rappern Blumentopf. Immerhin, das Titelstück groovt schön im Uptempo und findet mit dem fliegenden Fisch eine smarte Metapher. Auch "Outta Control" gerät angenehm kantig. Fast immer gefällt, was Marie Curry mit ihrem Gesang und einem Flow in der Nähe zu Sookee zuwege bringt.
Problematisch bleibt, was Fliegende Fische inhaltlich verzapft. Immer dann, wenn das Album fordert, man solle doch mal das Leben genießen, es sei doch alles nur eine Frage der Perspektive, wird es banal: "Mach, was du liebst, und nimm dir häufig mal 'ne Auszeit / (...) Scheiß auf die ganzen Fragen und was die andern sagen!" Wird es politisch, ist die Welt von Fliegende Fische erschreckend einfach gestrickt: Gut gegen Böse, Freund oder Feind, Freiheit oder Anpassung. "Unser Haus" bezieht vorhersehbar Stellung gegen Gentrifizierung und "diese Ökonomisierung": "Hier kennt wirklich jeder jeden, niemand ist hier anonym." Na prima, doch wieder eine Ursprungserzählung. Neonschwarz und die ganzen anderen Glasheber haben es nicht verstanden: Es ist ein Ausweis von Freiheit, nicht mit jedem einen trinken zu müssen.