Natürlich geht es nicht nur um Körperlichkeiten - aber auch. Foto: boing / photocase.de
"König Fußball regiert die Welt" - eine ziemliche Plattitüde, aber im Moment nicht nur wahr, sondern einer von den Sprüchen, die man zur WM gern mal raushauen darf. Und dass Frauen keine Ahnung von Fußball haben, stimmt schon lange nicht mehr, wie unsere Gastautorin Nadja Katzenberger beweist.Belgien wird Weltmeister. Ein Geheimtipp, den mir mindestens fünf Männer unabhängig voneinander verraten haben. Männer suchen sich beim Tippen übrigens immer die todsicheren Favoriten aus: Belgien, weil sie kein Vorrundenspiel verloren haben, Brasilien natürlich, Spanien, Deutschland. Viele Frauen tippen entweder brav (Deutschland) oder exzentrisch (Iran, Nigeria). Da rollen jetzt natürlich alle Männer mit den Augen! Zu viel ironische Distanz! Geht gar nicht!
Äußerlichkeiten übrigens auch nicht, schließlich ist die Weltmeisterschaft eine todernste Angelegenheit. Ich mag ja Spanien, vor allem wegen ihres Torwarts Iker Cassilas. Und ich mag Fußball im Allgemeinen - einfache Regeln, spannende Spiele, attraktive Männer in kurzen Hosen. Wieder Augen rollen! Geht ja gar nicht! Fußballer allein nach ihrem Aussehen zu beurteilen wäre doch sexistisch! Dieser Einwand kommt übrigens oft von Männern, die sich bei Olympischen Spielen eigentlich nur die Beachvolleyball-Matches der Frauen ansehen. Weil spannendes Spiel, coole Technik und so. Wenn ich dann frage, warum Frauen diese Sportart in Unterwäsche ausüben müssen, bin ich wieder die überkritische Emanze.
Abseitsregel? Die kennen doch noch nicht einmal die Schiris!Obwohl, Cristiano Ronaldo würde mir sicherlich den Gefallen tun und gegen Deutschland in Boxershorts auflaufen. Ist aber verboten, kommt da schon der Einwand aller Fußballexperten. Schon wer das Trikot auszieht, nachdem er ein Tor geschossen hat, kriegt gelb. Weiß ich doch, hat man mir schon bei unzähligen Weltmeisterschaften erzählt, zusammen mit einer ganzen Mannschaft von Fußball-Kommentatoren, die auch immer das gleiche quatschen. Aber das ist jetzt nicht überkritisch gemeint - auch deshalb mag ich Fußball so gerne. Man schafft sich ein paar Plattitüden drauf (Das war aber dunkelrot! Der war nie im Abseits! Den hält er nie!) und kann immer mitreden.
Ich schaue mir seit zehn Jahren regelmäßig die Bundesliga und internationale Spiele an und kann die Abseitsregel immer noch nicht erklären. Macht nichts, wenn selbst die Schiedsrichter meistens dann Abseits pfeifen, wo keines war - und umgekehrt. Aber ich bin immer ganz dankbar, wenn das Fernsehen in der Wiederholung eine rote Linie einblendet.
"Es gibt keine Kleinen mehr" - außer vielleicht San MarinoNoch so eine Plattitüde ist übrigens: Es gibt keine Kleinen mehr. Soll heißen, auch kleine Länder verlieren nicht mehr automatisch gegen Deutschland und können Weltmeister werden. Ok, San Marino jetzt mal ausgenommen. Für die Fußballexperten in meinem Umfeld spricht aber aufgrund dieser Regel sehr viel für Belgien als Weltmeister. Ich habe übrigens nicht auf Belgien getippt, weil ich an eine andere Regel glaube: Die Weltmeisterschaft hat ihre eigenen Gesetze. Und jetzt warte ich darauf, dass Cristiano Ronaldo in der brasilianischen Nachmittagshitze gelb riskiert.
Nadja Katzenberger (Jahrgang 1979) wird seit Jahren über Fußball vollgequatscht und hat irgendwann beschlossen, mitzuquatschen. Schreibt im Beruf über Gesundheit, in ihrem Blog über Fußball und das Leiden ihres Ehemannes am 1. FC Nürnberg: http://derclubundich.blogspot.com
Dieser Text ist von einer Gastautorin verfasst. Es sind keine Honorare geflossen und die BizzMiss-Redaktion hatte die redaktionelle Hoheit. Ihr wollt mehr davon lesen? Dann abonniert unseren wöchentlichen Newsletter!