FRANKFURT - Manfred „Manni" Binz, 52, gehörte der Mannschaft der Frankfurter Eintracht an, die vor 30 Jahren, Ende Mai 1988, das letzte Mal den DFB-Pokal gewann. Der Libero und heutige Trainer erinnert sich noch gern und sehr genau an das Finale gegen den VfL Bochum. Eine Sache würde er heute jedoch nicht mehr so machen.
Herr Binz, haben Sie eine ganz spezielle Erinnerung rund um das Pokalfinale 1988?
Der Rasen im Olympiastadion war perfekt. Heute ist es Standard, dass man gute Rasenplätze hat. Das war damals noch nicht so. Aber der Platz in Berlin war super, ganz glatt gemäht.
Wie haben Sie sich am Finaltag gefühlt? Es war schließlich ihr erstes großes Endspiel. Ich weiß noch, dass ich sehr stark fokussiert war. Ich war wirklich nervös.
Und diese Nervosität stieg vermutlich, als Sie an jenem 28. Mai das Berliner Olympiastadion betraten, oder?
Ja, als ich zum Warmmachen reinkam, war ich sehr nervös. Und ich habe gestaunt. Da waren 25 000 Eintracht-Fans, so viele schwarz-weiße Fahnen. Ich hatte Gänsehaut. So etwas hatte ich bis dahin noch nicht gesehen. Das hat sich bei mir total eingeprägt. Als es dann losging, war die ganze Aufregung aber weg.
In diesem Jahr ist die SGE in Berlin gegen Bayern München klarer Außenseiter. Ist die Eintracht damals als Favorit in das Finale gegen den VfL Bochum gegangen?
Das kann ich gar nicht mehr so genau sagen. Ich gehe aber mal davon aus. Dieses Jahr ist es relativ klar, dass die Bayern der Favorit sind. So eindeutig war das damals aber nicht.
Und entsprechend eng war die Partie. Das stimmt. In der ersten Halbzeit hatten wir ein bisschen Glück, als wir das 0:1 durch Uwe Leifeld bekamen, das Tor aber fälschlicherweise abseits gegeben wurde. In der zweiten Halbzeit waren wir dann die bessere Mannschaft und haben durch Lajos Detari das entscheidende Tor in der 81. Minute gemacht.
Sie haben dieses Tor bestimmt noch deutlich vor Ihrem inneren Auge?
Ja. Lajos hat den Freistoß, der zum Tor führte, selbst rausgeholt. Und ich habe noch gedacht: „Den haut der jetzt oben rein." Und genauso war es dann.
Wie war der Moment des Abpfiffs, als klar war, dass Sie mit Ihrer Mannschaft Pokalsieger sind?
In der letzten Szene des Spiels war ich am Ball. Als der Schiedsrichter abpfiff, habe ich Ochse den Ball genommen und ihn weggeschossen. Heute würde ich ihn nehmen, unters Trikot stecken und mit nach Hause nehmen (lacht). Und dann bin ich direkt in die Fankurve gerannt und habe mein Trikot zu den Fans geschmissen. Mich würde es interessieren, wer das Trikot bekommen hat. Derjenige kann sich gern mal melden (lacht).
Wie fühlt es sich an, den DFB-Pokal in den Händen zu halten?
Das fühlt sich super an. Das ist ein Highlight. Ich stand bei der Pokalübergabe direkt neben unserem Kapitän Charly Körbel - in der Trainingsjacke, denn mein Trikot war ja weg. Als Charly den Pokal in die Luft reckte, hatte ich meine Hand mit dran. Das war überragend.
Denken Sie heute noch häufig an diesen Triumph zurück? Definitiv. Letztens nach einem Training mit der Fußballschule hat Charly Körbel den nachgemachten DFB-Pokal aus dem Museum geholt und wir haben ihn noch mal hochgehalten. Dabei hatten wir eine Menge Spaß.
War dieser DFB-Pokalsieg Ihr Karriere-Highlight?
Ich habe in Italien eineinhalb Jahre bei Brescia Calcio in der Zweiten Liga gespielt und bin mit ihnen in die Erste Liga aufgestiegen. Das war auch ein richtiges Highlight. Das war mit die schönste Zeit in meiner Fußballerkarriere. Aber natürlich ist es toll, einen Titel zu gewinnen. Vor allem, weil dieser Pokalsieg der einzige Titelgewinn in meiner Karriere war.
Was trauen Sie der Eintracht im diesjährigen Finale zu? Hat sie überhaupt eine Chance gegen die übermächtigen Münchner?
Natürlich ist Bayern auf dem Papier haushoher Favorit. Die Eintracht braucht daher schon viel Glück. Ich denke aber schon, dass sie eine Chance hat. Eine Chance hat man immer. Wenn die Spieler zum Aufwärmen ins Stadion kommen und diese Fankurve mit der tollen Choreografie sehen, dann sind sie bestimmt unfassbar motiviert und werden alles aus sich rausholen.