Tim Burton ist ein Fantast. Der amerikanische Regisseur und Produzent fühlt sich wohl in düsteren Welten, die vollgestopft sind mit Fabelwesen, Fantasietieren und Geschöpfen, die es eigentlich gar nicht geben sollte. Doch Tim Burton sei Dank, es gibt sie, diese künstlerischen Figuren, die ein bisschen Tier sind, ein bisschen Mensch, mal Monster, mal Statue. Oft haben diese in Burtons kaum fassbarer Gedankenwelt entstandenen Wesen besondere Eigenschaften, Superkräfte oder Fähigkeiten, die sie zu dem machen, was sie sind.
Wir sind im Max Ernst Museum in Brühl. Und „The World of Tim Burton" heißt die aktuelle Ausstellung des Museums. Hier gibt es Zeichnungen, Skizzen, Entwürfe und fertige Werke des Künstlers Tim Burton. Der Schwerpunkt liegt ganz klar nicht auf den weltbekannten Filmen wie „Alice im Wunderland" oder „Sweeney Todd". Johnny Depp ist trotzdem allgegenwärtig. Denn die Figuren, denen der Star und Schauspieler für seinen Regisseur Tim Burton Leben einhauchte, die existieren nicht bloß in den Filmen, sondern eben auch in den Zeichnungen des Meisters. Oft sind die Bilder und Ideen lange vor dem Plan zum Film da und trotzdem ist Johnny Depp durchaus schon zu erkennen. Wer sonst soll diese leicht verrückten, etwas schrägen und auf jeden Fall besonderen Typen auf der Leinwand darstellen. Auffällig ist zum Beispiel die Zeichnung eines Geschöpfs, dass statt seiner nicht mehr vorhandenen Hand allerlei Gartenutensilien einsetzen kann. Es ist nicht Edward mit den Scherenhänden, noch nicht, aber sehen kann man Edward trotzdem schon und in ihm Johnny Depp.
Zwischen den vielen Figuren und Kunstwerken Tim Burtons finden sich in der Ausstellung auch zwei sehr interessante Briefe. Einer stammt aus der High-School-Zeit des jungen Künstlers. Hier erdachte und zeichnete Burton bereits unzählige Fantasiewesen. Er gewann auch verschiedene Wettbewerbe und durfte zum Beispiel die Fahrzeuge der heimischen Feuerwehr in Burbank, Kalifornien verzieren. Der auf der Schreibmaschine verfasste Brief aus der frühen Schaffenszeit Burtons richtet sich an Disney. Mit einer fertig gezeichneten Idee einer Geschichte über ein Land voller Monster, geschrieben in Reimform und an ein ungewöhnliches Kinderbuch erinnernd, wendet sich der junge Tim Burton an die Traumfabrik. Und er erhält Antwort auf seinen Traum. Zwar zerplatzt dieser hier noch, doch der Brief von Disney ist voller Sympathie und Aufmunterung und alles andere als eine gewöhnliche Absage. Wenige Jahre später wird Tim Burton bei Disney arbeiten.
Ein weiterer Brief ist eigentlich mehr eine Notiz, hingekritzelt auf ein Blatt Papier in Burtons typischer krakeliger Handschrift. Die Notiz gilt Johnny Depp, Burtons Muse. Und inhaltlich geht es um den gemeinsamen Film „Charlie and the Chocolate Factory". Der Regisseur Tim Burton hat einen Gedanken zu einer bestimmten Szene, in der sein Star, Johnny Depp, ganz bestimmte Worte sagen soll. Offenbar überlässt Burton als Regisseur es zum Teil anderen oder den Schauspielern selbst wie genau etwas ausgedrückt werden soll. Nur hier an dieser Stelle ist es dem Künstler wichtig. Und es ist ihm wichtig die Meinung Johnny Depps zu erfahren, der den Satz aus der Notiz später im Film beinahe wortgleich aufsagen und vor allem verkörpern wird.
Die Ausstellung ist ein Tauchgang in eine Welt, von der man an der Oberfläche nur erahnen kann wie unendlich groß sie ist. Es ist eine kleine Reise in die Fantasie eines Künstlers, der seinen Gedanken immer wieder ungewohnt freien Lauf lässt. Klein deshalb, weil eine gute Stunde ausreicht, um sie zu erkunden. Anspruch auf Vollständigkeit ist damit natürlich ausgeschlossen. Aber vielleicht soll und will man auch gar nicht bis zum Ende alles wissen aus dieser tief dunklen, porösen und extrem künstlerischen Welt des Tim Burton.
Zu sehen noch bis 03.01.2016