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Bei Außenminister-Rede in Hamburg: Journalist von Erdogan-Anhängern attackiert

Die Stimmung war aufgeladen, als der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu am Dienstagabend vor der Residenz des Konsuls in Hamburg eine Rede hielt. Dutzende Anhänger waren gekommen, schwenkten türkische Fahnen, jubelten ihm zu. Gleichzeitig versammelten sich Gegendemonstranten, um gegen Erdogans Politik und das geplante Verfassungsreferendum zu protestieren.

Auch der Hamburger Journalist Sebastian Kempkens (28) verfolgte die Rede des Ministers, er sollte für „Die Zeit" vom Auftritt Cavusoglus berichten. Noch bevor die Rede zu Ende war, kam es zum Eklat: In einer laut Kempkens spontanen Aktion griff er sich einen Kugelschreiber und ein Blatt Papier, kritzelte „FreeDeniz" darauf und hielt es in die Luft - eine Anspielung auf den in der Türkei inhaftierten „Welt"-Korrespondenten Deniz Yücel.

Die Aktion blieb nicht folgenlos: Sofort sei er angegriffen worden, erklärte Kempkens gestern. Mehrere Erdogan-Anhänger hätten mit ihren Fahnen auf ihn eingeschlagen. Als er vom Gelände geschoben wurde, habe ihn außerdem ein Schlag ins Gesicht getroffen. Dabei habe er seine Brille verloren und im Gedränge auch nicht mehr wiedergefunden. Vor dem Gelände sei ihm dann gesagt worden: „Du verdankst es Erdogans Menschlichkeit, dass du noch lebst", schrieb Kempkens auf Twitter.

Der Senat zeigte sich angesichts der Vorwürfe alarmiert: „Ein solches Verhalten wäre ein schwerer Verstoß gegen die Meinungs- und Pressefreiheit und absolut inakzeptabel", sagte ein Sprecher.

In einem Schreiben bat der Staatsrat für Auswärtige Angelegenheiten, Wolfgang Schmidt, den türkischen Generalkonsul um Unterstützung bei der Aufklärung des Vorfalles und um eine Stellungnahme.

Die Bürgerschaftsfraktionen der Linken und der Grünen verurteilten den Übergriff scharf und forderten eine lückenlose Aufklärung.

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