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Neues Wiesn-Zelt Marstall: Edle Biertränke

Die Bavaria mit vier gespannten Pferden thront über den Haupteingang der neuen Oktoberfest-Attraktion. An dem Platz, wo das Hippodrom 111 Jahre lang als Zufluchtsort für die Wiesn-Schickeria diente, erhebt sich nun ein neues Zeltgespann gen Himmel: das Festzelt Marstall. Mit dem eigentlichen Marstall hat der Wiesn-Dekoschuppen nichts gemein.

Der historische Münchner Marstall wurde im 19. Jahrhundert von Leo von Klenze nahe der Residenz erbaut. In der königlichen Reitschule traf sich die Münchner Adelsgesellschaft beim Reiten. Nun können Wiesn-Besucher die Geschichte und Tradition Münchens live erleben. Das ist zumindest der Wunsch der Wirts-Familie Able, die das Festzelt Marstall betreiben. Es soll an die Ursprünge des Oktoberfestes erinnern. Am 16. Oktober 1810 fand ein Pferderennen auf der Theresienwiese zu Ehren der Hochzeit Ludwigs I. mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen statt. Und da es gar so schön war, wird das Fest seither jährlich gefeiert mit ein paar Ausnahmen. Able hat an alle historischen Details gedacht. Die thronende Bavaria, die Patronin Bayerns, erinnert an die kolossale Bronzestatue, die über die Theresienwiese wacht.

Die vier Pferde auf dem Festzelt Marstall sollen die Familie Able symbolisieren. Den Mann, die Frau und die beiden Töchter. Doch die Marstall-Göttin steht ohne Streitwagen und hält die aufspringenden Pferde gezähmt. Die „Power" der Wirts-Familie soll die Haltung symbolisieren und auf das Verspielte hinweisen. Die Hausherrin hat sich für die kräftigen Farben Pink, Orange und Grün entschieden, die sich auch außen wie innen wiederfinden.

Die Bands spielen auf einem "Pferdekarussell"

Die Bands spielen auf einem Karussell, das sich nicht dreht. Das ist nämlich die Bühne. Die Deko ist sehr pferdelastig. Dem Namen des neuen Zeltes wird man gerecht.

Licht fällt durch große Fenster in Herzform und von einem aus können Gäste auf die Paulskirche blicken. Diese „verspielte" Verbindung von Farbe, Architektur und der hervorragende Ausblick auf das Gotteshaus erinnert ein bisschen an das Paris vergangener Zeit.

Man mag die Farben lieben oder nicht, gemütlich wird es im Zelt allemal. Zwar hat Marstall wie sein Vorgänger eine Champagner-Bar, doch als „Promizelt" will es nicht in die Geschichte eingehen. Able ist Gastgeber für jedermann. Der Gast soll sich wohlfühlen und für die etwas höheren Preise beim kulinarischen Angebot kann er Gemütlichkeit erwarten. Und tatsächlich sitzt der Gast wie in einem gutbürgerlichen Wirtshaus. Able, ein gelernter Schreiner, ließ dickere und somit robustere Tischplatten und Bänke bauen. In den Boxen und Galerien haben alle Sitzgelegenheiten Rückenlehnen. Verschwitzte Rücken an Rücken adé! Und: Alle Tische sind mit Tischdecken versehen! Falls es mal heiß werden sollte: Direkt unter dem Dach befinden sich Fensterbänder, die geöffnet werden können.

Das Ambiente erinnert an ein gutbürgerliches Wirtshaus

Kulinarisch wird das Zelt sich nicht beweisen müssen. Als ehemaliger Betreiber des Kalbskuchl klingt die Speisekarte vielversprechend. Sowohl für Fleischliebhaber, als auch für Vegetarier und Veganer.

Das Zelt wurde konzipiert nach den Vorstellungen der Hausherrin. Denn so wie sie es sich wünscht, als Gast zu residieren, so sollen es auch ihre Gäste. Dass die Damen entzückt sind, ist vorstellbar. Aber wie ist es mit den Herren? „Denken Sie wirklich, dass es einem Mann auf die innere Einrichtung achtet? Ich denke, wenn die Bedienung nett ist, das Essen passt und er sein Bier in Ruhe trinken kann, ist er auch vollkommen zufrieden", sagt die Pressesprecherin des Marstall. Na dann.

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