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Reportage

Entlang der Via Baltica über Lettland nach Estland

Eine Autoreise durch viel Natur, das aufstrebende Riga bis ins mittelalterlich verwinkelte Tallinn

Noch immer gibt es an den Gestaden der Ostsee ganze Regionen abseits touristischen Trubels. Das ganze Jahr über bietet die Via Baltica ideale Bedingungen für Reisende, die Kontemplation in der Natur mit Besuchen der Hauptstädte Riga und Tallinn verbinden wollen. Die Anreise erfolgt kostengünstig und entspannt mit der Fähre von Travemünde ins lettische Ventspils.
 
Die Hafenstadt bietet den aparten Kontrast einer Industriestadt, die dank russischen Öls in eine hübsche Gestaltung der Innenstadt investiert hat und über einen schönen Badestrand verfügt.

Von Ventspils aus geht die Reise in Richtung des Slïtere Nationalparks um das Kap Kolka, wo der Rigaer Meerbusen und die Ostsee ineinander fließen. Auf den Straßen des Baltikums gilt es Abstriche vom gewohnten Anspruch an den Straßenbelag zu machen und längere Fahrtzeiten einzuplanen. Auf den Autobahnen begegnen einem Zebrastreifen und Radfahrer, auf Überlandstraßen auch Störche, die gemütlich über die Fahrbahn spazieren.

Ein Zwischenstopp am Radioteleskop von Irbene bietet sich an. Die interessante Führung durch die alte Spionageanlage wird kurzfristig per Telefon verabredet. Ganz in der Nähe befindet sich eine verlassene Siedlung von Militärangehörigen, die auch alleine, auf eigene Gefahr, erkundet werden kann.

Im Slïtere Nationalpark lässt sich in Gästezimmern, Hütten oder Zelten übernachten. Das 150 Quadratkilometer große Refugium war zu Sowjetzeiten militärisches Sperrgebiet. Endlose Küstenurwälder, in denen sich Radeln oder Wandern lässt und weiße Sandstrände, an denen dem Wanderer auch nach Stunden kein Mensch begegnet, bilden das einzigartige Ambiente des Gebiets. Die winzigen livischen Dörfer wirken mit ihren Holzhäuschen ebenso aus der Zeit gefallen wie die barocken Gutshäuser, die sich auf gezielten Wanderungen besuchen lassen. Über die P131 gelangt man an die Steilküste von Ēvaži und das Kap Kolka.

An der Küste entlang geht es zum urbanen Zentrum des Baltikums. Riga besticht durch pulsierendes Leben ebenso wie durch wunderschöne Jugendstilarchitektur. Von Riga aus empfiehlt sich ein Abstecher ins Landesinnere zu einem Besuch des Gauja-Nationalparks. Für eine Übernachtung bieten sich Cësis oder Sigulda an, beide Kleinstädte weisen sehenswerte Burgruinen auf und sind ideale Startpunkte für Wanderungen und Kanu- oder Kajaktouren.

Das tief in roten Sandstein geschnittene Urstromtal bietet herrliche Natureindrücke. Wer Glück hat, begegnet in der richtigen Jahreszeit Schwarzstörchen und Fischottern. Wer auf echten Nervenkitzel aus ist, kann hier aus einer Seilbahn Bungee springen.

Von Riga aus führt die A1 an der Küste entlang Richtung Estland, wo der mondäne Kurort Pärnu mit seinen Badestränden und pittoresker Architektur idealer Zwischenstopp ist. Nach kurzer Fahrt ins Landesinnere gelangt man nach Viljandi, welches malerisch an einem See gelegen ist und Ausgangspunkt für Wanderungen in den von Mooren geprägten Soomaa-Nationalpark ist. Einst war der See Teil eines eiszeitlichen Urstromtales.

Gen Norden führt die A4 Richtung Tallinn, welches mit seinen verwinkelten Gassen auch im Herbst einen besonderen Zauber verströmt. Einen Panoramablick genießt man vom Fernsehturm aus, in dem ein sehenswertes Informationssystem in futuristischem Design den Besucher die Umgebung näher bringt. Von Tallinn aus lassen sich mit Fähren die Inseln Saaremaa und Hiiumaa besuchen. Mit ihrem rauen skandinavischen Charme vollenden die Inseln in der Talliner Bucht das baltische Reiseerlebnis.