Loredana Ocaña ist gebürtige Schweizerin und wohnhaft in Kleinbasel. "Eine Stadt mit ein wenig Dorfcharakter", fühlt sich die Tochter eines Spaniers und einer Italienerin, die einander in Basel kennengelernt haben, wohl in ihrer Umgebung. Als dreisprachig aufgewachsene Baslerin hat sie im Bar-Metier den zusätzlichen Vorteil, mit ausländischen Gästen in deren Muttersprachen kommunizieren zu können. "Und diese zeigen sich sehr erfreut, ihre Wünsche in Italienisch oder Spanisch äussern zu können", sagt die Barkeeperin, die im Mai vergangenen Jahres ihren visionären Weg hinter der Theke der Bar Renée gefunden hat.
Der inneren Stimme gefolgtDoch bereits vor rund dreieinhalb Jahren entscheidet sich Ocaña nach ihrem Ausbildungsabschluss der integrierten, lösungsorientierten Psychologie (ILP) gegen die Selbstständigkeit als ILP-Coach und für den Schritt in die Gastronomie. "Ich war noch nicht bereit selbstständig zu arbeiten, was eine ILP-Ausbildung in gewisser Weise erfordert. Daher bin ich meinem Instinkt in die Gastro und folglich an die Bar gefolgt", erzählt sie.
Begonnen hat die leidenschaftliche Hobby-Tänzerin als Servicemitarbeiterin im Restaurant Carbone, Oberwil, um im Anschluss ihre ersten Erfahrungen als Barkeeperin in der Bücheli Caffè, Bar, Lounge zu sammeln. Danach wechselt sie in die Weinbar Consum der Basler Krafft Gruppe. "Dort hat mich mein derzeitiger Chef Patrick Wermelinger gefragt, ob ich nicht Teil seines Teams werden möchte", blickt sie zurück und meint:
"Damit hat sich meine Jugendvision, in einer Bar zu arbeiten, erfüllt."
Den Besuch von Cocktail-Kursen lässt sie aus, stützt sich auf die Erfahrungen aus ihrer Zeit in der Bücheli Bar, wo sie selbst zwar nie die Chance zum Mixen erlangt, aber "die anderen dabei beobachtet hat". Erst in der Renée Bar wird sie an die Basis- und Detailarbeit herangeführt. "Patrick, mein Chef und Mentor zugleich, hat mich in allem Wesentlichen instruiert, vom Kaffeezubereiten bis zum Reinigen der Bar, mich ausgebildet und mir immer wieder einen neuen Drink gezeigt", erklärt die wissbegierige und neugierige Autodidaktin, die durch fortwährende Praxis Sicherheit und Technik im Umgang mit Spirituosen erreicht hat.
Cocktails selbst zu kreieren und laufend zu probieren, sei der beste Weg zu einem routinierten Handwerk. Diesbezüglich ehrliches und direktes Feedback von den Besuchern bezeichnet Ocaña jedoch als die beste Bewertung an einem solchen Schauplatz und Treffpunkt, an dem es in erster Linie "menschelt".
Menschen und ihre Geschichten bewegenDenn abseits der körperlichen und geistigen Anstrengung dieses Berufes, der Service, Drink-Technik, Spirituosenkunde und die Bereitwilligkeit zur Gastgeberschaft voraussetzt, seien es vor allem die Begegnungen mit und Geschichten von Menschen, die Ocaña bewegen.
"Wenn man den Job mit Herzblut betreibt, offen, neugierig und vorbehaltlos auf Menschen zugeht, berührt er sehr viel in einem",
meint die Barkeeperin, die sich als Frau in dieser Branche keineswegs benachteiligt fühlt. "Natürlich gibt es Personen, die glauben, sich alles erlauben zu dürfen und respektlos gegenüber Personal und Gästen in der Bar agieren, aber das hat weniger mit Mann und Frau zu tun. Ein solches Verhalten tolerieren wir nicht", so Ocaña, die gerne auf Maskenspiele verzichtet, den Austausch mitauthentischen Menschen und die Teamarbeit im sechsköpfigen Barteam schätzt. Viel eher verspüre sie die Aufgeschlossenheit und Gewandtheit von Frauen, die sich mehr und mehr in der Welt der Bars sicher und zuhause fühlen.
Freiraum für KreativitätAuf eine Cocktailkarte verzichtet die Bar Renée, die neben Cocktailkunst auf Live-Konzerte für eine akustische, visuelle und kulinarische Erlebnis- und Genusswelt setzt. Vielmehr handelt es sich um eine Art "Inhaltsverzeichnis oder Getränke-Bibel" mit einer Liste aus Getränken und Spirituosen.
Klassische Cocktails beherrscht die junge Barkeeperin, freut sich jedoch über den erlangten Freiraum im kreativen Arbeiten: "Natürlich pflegen wir klassische Cocktails. Aber der Gast soll sich öffnen und seine Präferenz äussern. Dann beraten wir sehr gerne und kreieren entweder individuelle Drinks nach ihren Vorlieben oder Klassiker. Meistens kommt das gut an", findet die Baslerin.
Aus zeitlichen Gründen hat die 28-Jährige das Hobbytanzen mittlerweile gegen Schlagzeugunterricht getauscht und greift je nach Möglichkeit auch im hauseigenen Musikraum der veranstaltungsfreudigen Renée Bar selbst zum Drumstick. Luxus bedeutet für sie, sich ein langes Bad oder einen guten Drink zu genehmigen. Einer Welt ohne Facebook, Twitter und Co. könnte sie etwas abgewinnen. "Dann wäre das Leben vielleicht langsamer, aber wahrscheinlich spannender, lebendiger, persönlicher und authentischer ", könnte sie sich vorstellen.
Wie in der Interaktion mit ihren Gästen und dem familiären Team, die allesamt wie "in der eigenen Stube nur mit besserem Sound und guten Drinks" für mindestens eine Nacht in der Bar Renée zusammentreffen.
Loredana bevorzugtStadt oder Land Sommer oder Winter: Frühling Tag oder Nacht, ganz klar. Fast food oder Haute Cuisine Longdrink oder Cocktail Wein oder Bier Whisky (wegen der Vielfalt) oder Cognac Hund oder Katze: Beide. Und beide hatte sie bereits.