In Medien und sozialen Netzwerken herrscht Aufregung wegen der Harz-Besucher*innen im Lockdown. Wirklich groß ist das Problem aber nicht.
Mit Ruhe und Abstand im Freien wandern und rodeln: Dagegen wäre eigentlich wenig einzuwenden - die Skilifte stehen derweil ja sowieso still. Das Coronavirus wird unter freiem Himmel laut Robert Koch Institut nur selten übertragen. Und Orte, an denen Menschen in geschlossenen Räumen sonst eng zusammenkommen, wie die Gastronomie oder Hotels, sind ohnehin geschlossen. Aber bei einigen, die seit Wochen zu Hause festsitzen und auf Freizeitbeschäftigungen und Spaß verzichten oder wegen des Lockdowns in wirtschaftlichen Schwierigkeiten stecken, sorgen die Berichte über Tagesausflügler*innen für Unmut. Vor allem in den sozialen Netzwerken ist dies zu spüren.
Medienberichte befeuern die Debatte mit Bildern, auf denen möglichst viel Action zu sehen ist: Ein Schneepflug braust vorbei, Verkehrschaos, ein Anwohner schimpft die Tourist*innen rücksichtslose Egoist*innen. Verstöße gegen die Anti-Corona-Maßnahmen sind auf kaum einem der Bilder aus den vergangenen Tagen zu erkennen. Aber im Zwischenjahresloch werden aus Staumeldungen der Polizei lange Texte und so manche Redaktion schreibt diese Meldungen ungeprüft ab, ohne sich selbst vor Ort ein Bild gemacht zu haben.
Die Devise sollte sein: Gelassenheit. Natürlich sollte eine Reise in die Mittelgebirgsregionen gut abgewägt werden und es bietet sich an, vorher zu recherchieren, welche entlegenen Orte genug Platz bieten. Aber mit dem Ende der Ferien dürfte sich die Lage sowieso entspannen und das Thema aus den Schlagzeilen verschwinden. Derweil darf weiterhin eng an eng in geschlossenen Räumen gearbeitet werden. Wenn sich dort jemand mit dem Coronavirus infiziert: bloß ein Kollateralschaden zur Sicherung der Wirtschaft - wie zynisch.