Flucht aus der Gegenwelt
Malte Hoyers Mittelalterprojekt Versengold will über die Szenenmärkte hinaus bekannt werden und ändert seinen Stil. Vor Fanreaktionen ist ihm dabei nicht bange.
Met aus abgeschlagenen Hörnern, Maiden in langen Trachtenkleidern, dazu Trinklieder schmetternde Kapellen: Auf Mittelaltermärkten kennt sich Malte Hoyer aus, sein Projekt Versengold sorgt dort seit rund zwölf Jahren für die Beschallung. "Wenn man es genau nimmt, machen wir keine Mittelaltermusik", korrigiert er allerdings. "Die müsste in Mittelhochdeutsch, Althochdeutsch oder Latein gesungen und mit ganz anderen Instrumenten gespielt werden. Wir wollen uns von diesem Überbegriff sogar etwas lösen und in Richtung Folk gehen."
Das neue Album "Zeitlos" vollzieht diesen Wandel, aber ganz sanft. "Durch die âHerr der Ringe'-Filme ist die Szene kommerzieller geworden", sagt Hoyer. "Früher hast du auf Mittelaltermärkten hauptsächlich Aussteiger getroffen, die Steine verkauft haben. Das Ganze verliert seine Freakigkeit. Diese romantisierte Form des Mittelalters, die danach aufkam, gefällt uns natürlich auch, aber sie ist künstlich. Das waren politisch, religiös wie hygienisch ganz düstere Zeiten, in denen keiner heute leben wollen würde."
Dennoch wirkt die Mittelalterszene wie eine idealisierte Alternativwelt. Reiner Eskapismus? Hoyer: "Vielleicht - aber ganz ehrlich: Ob du nun im Fußballstadion oder mit einem Videospiel vorm Alltag fliehst, macht für mich keinen großen Unterschied. Letztlich habe ich als Texter diese Schiene gewählt, weil sie fantasievoll ist und mir mit Metaphern, Legenden und Märchen die größtmögliche Bandbreite an Ausdrucksmöglichkeiten geboten hat."
Große Plattenfirmen haben längst das Potenzial dieser Szene entdeckt, lassen perfekt auf den Markt zugeschnittene Kapellen wie Santiano vom Stapel, was Hoyer nervt. "Die wurden komplett zusammengestellt, es wurden Hundertausende Euro in die Vermarktung gesteckt", moniert der Bremer. "Und das funktioniert - plötzlich siehst du überall Berichte über sie." Von der gepushten Aufmerksamkeit profitieren aber auch Versengold.
Und wenn die neue Ausrichtung Altfans verschreckt? "So lange mehr neue dazu kommen", gibt Hoyer sich gelassen, "ist alles in Ordnung."
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Met aus abgeschlagenen Hörnern, Maiden in langen Trachtenkleidern, dazu Trinklieder schmetternde Kapellen: Auf Mittelaltermärkten kennt sich Malte Hoyer aus, sein Projekt Versengold sorgt dort seit rund zwölf Jahren für die Beschallung. "Wenn man es genau nimmt, machen wir keine Mittelaltermusik", korrigiert er allerdings. "Die müsste in Mittelhochdeutsch, Althochdeutsch oder Latein gesungen und mit ganz anderen Instrumenten gespielt werden. Wir wollen uns von diesem Überbegriff sogar etwas lösen und in Richtung Folk gehen."
Das neue Album "Zeitlos" vollzieht diesen Wandel, aber ganz sanft. "Durch die âHerr der Ringe'-Filme ist die Szene kommerzieller geworden", sagt Hoyer. "Früher hast du auf Mittelaltermärkten hauptsächlich Aussteiger getroffen, die Steine verkauft haben. Das Ganze verliert seine Freakigkeit. Diese romantisierte Form des Mittelalters, die danach aufkam, gefällt uns natürlich auch, aber sie ist künstlich. Das waren politisch, religiös wie hygienisch ganz düstere Zeiten, in denen keiner heute leben wollen würde."
Dennoch wirkt die Mittelalterszene wie eine idealisierte Alternativwelt. Reiner Eskapismus? Hoyer: "Vielleicht - aber ganz ehrlich: Ob du nun im Fußballstadion oder mit einem Videospiel vorm Alltag fliehst, macht für mich keinen großen Unterschied. Letztlich habe ich als Texter diese Schiene gewählt, weil sie fantasievoll ist und mir mit Metaphern, Legenden und Märchen die größtmögliche Bandbreite an Ausdrucksmöglichkeiten geboten hat."
Große Plattenfirmen haben längst das Potenzial dieser Szene entdeckt, lassen perfekt auf den Markt zugeschnittene Kapellen wie Santiano vom Stapel, was Hoyer nervt. "Die wurden komplett zusammengestellt, es wurden Hundertausende Euro in die Vermarktung gesteckt", moniert der Bremer. "Und das funktioniert - plötzlich siehst du überall Berichte über sie." Von der gepushten Aufmerksamkeit profitieren aber auch Versengold.
Und wenn die neue Ausrichtung Altfans verschreckt? "So lange mehr neue dazu kommen", gibt Hoyer sich gelassen, "ist alles in Ordnung."