Nymphomaniac 1
Seine eigene Paraderolle hat der dänische Kultregisseur Lars von Trier längst gefunden: die des Arthouse-Provokateurs. Machte er 2011 in Cannes mit verschwurbelten Bemerkungen über Hitler Schlagzeilen, so ließ er im Vorfeld seines neuen Werkes anklingen, dass seine Darsteller in echten Hardcore-Sexszenen zu sehen seien. Letztlich ein medienwirksamer Bluff, was die mit Pornodarstellern gespickte Doubleliste des insgesamt vierstündigen Zweiteilers "Nymphomaniac" im Abspann verrät. Im ersten Teil findet der alte, frigide Junggeselle Seligman (Stellan Skarsgård) die übel zugerichtete Joe (Charlotte Gainsbourg) auf dem Bürgersteig und nimmt sie mit in seine Wohnung. Dort erzählt sie ihm die Geschichte ihrer Jugend, die Geschichte einer emotionslosen Nymphomanin. Joe findet schon im Kindesalter an bizarren Spielen Gefallen und lebt sich als Teenager (Stacy Martin) in immer ausschweifenderen Eskapaden aus; von anonymen Blowjobs im Zug bis zum Beitritt in einen Sexclub lässt Joe nichts aus und offenbart ihren desolaten seelischen Zustand. Nur der Mechaniker Jerôme (Shia LaBeouf), an den sie ihre Jungfräulichkeit verlor, vermag es, sich ihr zu nähern ... In seinen letzten Filmen "Antichrist" und "Melancholia" hatte von Trier einen verstärkten Schwerpunkt auf prunkvollere Bildästhetik gelegt; die von ihm selbst mit aufgestellten Dogmaregeln, inklusive der berüchtigten Handkamera, hat er dabei weitgehend hinter sich gelassen - und auch seine Spezialität, den Zuschauer emotional durchzuprügeln. Die für von Triers Verhältnisse recht gewöhnlich inszenierten Episoden dümpeln im tristen Grau vor sich her und spiegeln so die Belanglosigkeit der sexuellen Begegnungen Joes wider. Bei den expliziten Szenen lässt der Däne dann oft draufhalten. Dass er wenig der Fantasie des Betrachters überlassen würde, war abzusehen; durch die Beliebigkeit verfehlen von Triers Bilder aber eine nachhaltige Wirkung - die Provokation bleibt flach wie die Psychostudie im Ganzen. Was in "Antichrist" noch funktionierte, ist hier eine plumpe Fingerübung, die weder Sinnlichkeit noch eine Schockwirkung entfaltet. In Teil zwei erzählt von Trier Joes Leben bis zur Filmgegenwart weiter, Start ist im April. (ms)
Bewertung 2 von 6 Sternen
Drama
Dänemark/2013/
Regie
Lars von Trier
Darsteller
Charlotte Gainsbourg
Stellan Skarsgård
Shia LaBeouf
Erscheintermin 20.2.2014
Verleih Concorde
Rétablir l'original
Seine eigene Paraderolle hat der dänische Kultregisseur Lars von Trier längst gefunden: die des Arthouse-Provokateurs. Machte er 2011 in Cannes mit verschwurbelten Bemerkungen über Hitler Schlagzeilen, so ließ er im Vorfeld seines neuen Werkes anklingen, dass seine Darsteller in echten Hardcore-Sexszenen zu sehen seien. Letztlich ein medienwirksamer Bluff, was die mit Pornodarstellern gespickte Doubleliste des insgesamt vierstündigen Zweiteilers "Nymphomaniac" im Abspann verrät. Im ersten Teil findet der alte, frigide Junggeselle Seligman (Stellan Skarsgård) die übel zugerichtete Joe (Charlotte Gainsbourg) auf dem Bürgersteig und nimmt sie mit in seine Wohnung. Dort erzählt sie ihm die Geschichte ihrer Jugend, die Geschichte einer emotionslosen Nymphomanin. Joe findet schon im Kindesalter an bizarren Spielen Gefallen und lebt sich als Teenager (Stacy Martin) in immer ausschweifenderen Eskapaden aus; von anonymen Blowjobs im Zug bis zum Beitritt in einen Sexclub lässt Joe nichts aus und offenbart ihren desolaten seelischen Zustand. Nur der Mechaniker Jerôme (Shia LaBeouf), an den sie ihre Jungfräulichkeit verlor, vermag es, sich ihr zu nähern ... In seinen letzten Filmen "Antichrist" und "Melancholia" hatte von Trier einen verstärkten Schwerpunkt auf prunkvollere Bildästhetik gelegt; die von ihm selbst mit aufgestellten Dogmaregeln, inklusive der berüchtigten Handkamera, hat er dabei weitgehend hinter sich gelassen - und auch seine Spezialität, den Zuschauer emotional durchzuprügeln. Die für von Triers Verhältnisse recht gewöhnlich inszenierten Episoden dümpeln im tristen Grau vor sich her und spiegeln so die Belanglosigkeit der sexuellen Begegnungen Joes wider. Bei den expliziten Szenen lässt der Däne dann oft draufhalten. Dass er wenig der Fantasie des Betrachters überlassen würde, war abzusehen; durch die Beliebigkeit verfehlen von Triers Bilder aber eine nachhaltige Wirkung - die Provokation bleibt flach wie die Psychostudie im Ganzen. Was in "Antichrist" noch funktionierte, ist hier eine plumpe Fingerübung, die weder Sinnlichkeit noch eine Schockwirkung entfaltet. In Teil zwei erzählt von Trier Joes Leben bis zur Filmgegenwart weiter, Start ist im April. (ms)
Bewertung 2 von 6 Sternen
Drama
Dänemark/2013/
Regie
Lars von Trier
Darsteller
Charlotte Gainsbourg
Stellan Skarsgård
Shia LaBeouf
Erscheintermin 20.2.2014
Verleih Concorde
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