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Polizisten stehen vor dem Eingang zum Eros Laufhaus
St. Pauli - Erst kamen Polizisten und Steuerfahnder. Dann erlosch das weltbekannte rote Herz über dem Eingang des Riesen-Puffs - und mit ihm ein Stück Kiez-Geschichte.
ROTLICHT AUS IM EROS-CENTER!
Vergrößern Sefi L. (43) ist der mächtige Mann hinter dem Eros-Center
Gegen 23 Uhr stürmten rund 100 bewaffnete Beamte und Steuerfahnder das berühmt-berüchtigte Bordell an der Reeperbahn und stellten im Auftrag der Finanzbehörde Dokumente sicher.
Nicht zum ersten Mal: Erst im Februar gab's eine Durchsuchung, zahlreiche Akten und Computer wurden sichergestellt. Zeitgleich wurden auch Wohnungen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein durchsucht.
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Der Verdacht damals wie heute: Betreiber Michael G. hat angeblich große Mengen Einnahmen nicht versteuert. Daniel Stricker, Sprecher der Finanzbehörde im Februar: „Der vermutete Schaden beträgt rund vier Mio. Euro."
★★★
Cocktail-König Uwe Christiansen (55, zwei Bars) ist Vorsitzender der Interessengemeinschaft St. Pauli. Er verfolgt die aktuelle Entwicklung mit gemischten Gefühlen: „Menschenhandel oder Steuerhinterziehung darf es natürlich nicht geben. Aber trotzdem ist das Eros-Center wichtig für St. Pauli."
Vergrößern Es ist bereits die dritte Razzia in diesem Jahr im Eros Center
Und dann spricht der Unternehmer eine Befürchtung vieler Kiezianer aus: „Es darf nicht sein, dass dort jetzt das hundertste Billighotel aufmacht oder noch mehr Getränke-Kioske mit Dosenbier kommen."★★★
Doch das Laufhaus war zuletzt nicht nur im Visier der Steuerfahndung. Ende Januar stürmte das Mobile Einsatzkommando (MEK) das Etablissement, nachdem es an der Großen Freiheit zu einer Schießerei gekommen war.
Der Türsteher hatte Mitgliedern der sogenannten Eros-Center-Gang den Zutritt verweigert, einer schoss ihm darauf ins Bein. Schütze Fisnik D. (23) setzte sich anschließend ins Ausland ab. Mutmaßliches Motiv: Eine nicht gezahlte „Ablöse" für eine Hure.
Der Gang um ihren angeblichen Boss Sefi L. (43) werden große Ambitionen nachgesagt. So wird gemunkelt, dass das Eros-Center schick gemacht und unter anderem Namen wieder eröffnet werden soll. Derzeit sind die legendären Pin-ups übermalt, die Schriftzüge entfernt.
Ein Anruf im Laden bringt allerdings keine Klarheit. Auf Nachfrage von BILD antwortet ein Mann, der seinen Namen nicht nennen will: „Isch sach nischt." Ein Stück Kiez-GeschichteWir schreiben das Jahr 1967. Hamburgs Senat ist genervt von der Straßenprostitution und beschließt: Ein Bordell muss her.
Ansprechpartner ist Willi Bartels († 92), „König von St. Pauli" und vielfacher Kiez-Immobilienbesitzer. Gegen den Willen seiner Frau Gisela („Wenn du einen Puff baust, lass ich mich scheiden") klotzte Bartels das „Eros Laufhaus" an die Reeperbahn 140.Alle waren zufrieden: Der Senat, weil ein Großteil der Huren von der Straße verschwand, und Willi Bartels, weil er zigtausende Mark Pacht im Monat einstrich. Übrigens: Gisela blieb bei ihrem Willi...
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