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Eine schwierige Freundschaft: Salman und Obama als notwendige Partner

Washington/Riad (dpa) - Das Timing könnte passender nicht sein. Kaum hat Barack Obama sich die letzte Stimme im Kongress gesichert und die dort drohende Blockade des Atomdeals mit Teheran abgewendet, steht einer der entschiedensten Iran-Skeptiker bei ihm vor der Tür. Es dürfte eine lange Lektion über all die ruchlosen Schritte der Iraner werden, wenn der saudische König Salman bin Abdelasis sich am Freitag im Oval Office neben den US- Präsidenten setzt. Und nicht nur das.

Für Obama zählt, was - wenn überhaupt - Salman in die Kameras sagt, meint Philip Gordon vom Council on Foreign Relations, der bis zuletzt auch die Strategie des Weißen Hauses zum Nahen Osten, Nordafrika und der Golf-Region koordinierte. Wird der Saudi das mühsam ausgehandelte Abkommen gutheißen? Und bleibt es dann bei der förmlich bis höflichen Zustimmung, um einen öffentlichen Clash zu vermeiden? Nur zwei Wochen vor der Abstimmung im Kongress trägt die Stimme eines der größten Iran-Rivalen in der Region ein ganz entscheidendes Gewicht.

Doch es geht um viel mehr. Seit König Salman im Januar den saudischen Thron bestieg, zeigt sich das ölreiche Wüstenland aggressiver. Riad führt seit März einen blutigen Krieg gegen schiitische Rebellen im Jemen - den einige schon als Stellvertreterkrieg gegen den Iran sehen. Nachdem die USA hier lange den Kopf in den Sand steckten, stellte sich Washington schließlich hinter Riad und bot logistische Unterstützung und Geheimdienst- Erkenntnisse für Bombardements an. Zugleich mit Teheran über dessen Nuklearprogramm zu brüten, war ein sicherheitspolitischer Drahtseilakt par excellence.

Eine Hand wäscht die andere, und so dürfte Salman das internationale Atomabkommen mit Erzfeind Teheran nur dann gutheißen, wenn sie auch weiter auf Rückendeckung im Jemen hoffen können. Nicht zuletzt geht

es um Waffenverkäufe in Millionenhöhe: Allein in den vergangenen fünf Jahren verkauften die USA an Saudi- Arabien Kampfflugzeuge und -hubschrauber, Raketenabwehrsysteme, gepanzerte Fahrzeuge und anderes Kriegsgerät im Wert von mehr als 90 Milliarden Dollar (80 Mrd Euro). Man verstehe die Sorgen der Saudis, sagt US-Sicherheitsberater Ben Rhodes - und sagt schon jetzt weitere Waffenverkäufe voraus.

Zugleich droht das Atomabkommen das Kräfteverhältnis in der Region zu Ungunsten von Saudi-Arabien zu verschieben. Riad hat nicht vergessen, dass Irans Ajatollah Khomeini nach der islamischen Revolution 1979 die Führungsrolle in der islamischen Welt beanspruchte und den Sturz der streng-sunnitischen saudischen Herrscher anstrebte - mit Hilfe der vielen Schiiten, die in den östlichen Ölregionen Saudi-Arabiens leben und sich bis heute diskriminiert fühlen. Deshalb hat sich wegen des Deals das Verhältnis zwischen Riad und Washington abgekühlt.

So ließ Salman Obama im Mai beim Treffen im Feriendomizil Camp David abblitzen, auch drei weitere Staatschefs des aus sechs Staaten bestehenden Golf-Kooperationsrats (GCC) ließen sich entschuldigen. Das Weiße Haus war bemüht, die Absagen herunterzuspielen - und Salman hat durch seinen Besuch zu so einer kritischen Zeit des Iran-Deals, nämlich der finalen Debatte im US-Kongress, umso größeren Einfluss.

Gleichzeitig sucht Riad nach neuen Partnern und verstärkt seine Beziehungen zu Russland. Im Juni besuchte Verteidigungsminister Mohammed bin Salman St. Petersburg und unterzeichnete Vereinbarungen zur Kooperation in den Bereichen Erdöl, Raumfahrt und Kerntechnik. Selbst zur Lösung des Syrienkonflikts - Moskau unterstützt Präsident Baschar al-Assad, Riad sunnitische Rebellen - gibt es inzwischen Gespräche zwischen den beiden Ländern.

Dass Riad jedoch trotz aktueller Schwierigkeiten langfristig auf die Verbündeten in Washington setzt, zeigt die Ernennung von Königs Salmans Neffen Mohammed bin Naif zum Kronprinzen. Der Thronfolger mit langjährigenErfahrungen als Anti-Terror-Experte hat einst in den USA studiert und einen guten Draht nach Washington. Nicht zuletzt im langen Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sind die beiden Länder auf gegenseitige Hilfe angewiesen. Seit 2014 fliegen saudische Kräfte im US-geführten Bündnis auch Luftangriffe.

Als seien das nicht schon genug Baustellen, steigt die Zahl der Hinrichtungen in Saudi-Arabien massiv an und internationale Kritik an der Menschenrechtslage wird brüsk zurückgewiesen. Das bekam Schweden im Frühjahr besonders deutlich zu spüren: Nachdem Außenministerin Margot Wallström den Umgang mit dem zu 1000 Stockschlägen verurteilten Blogger Raif Badawi kritisiert hatte, zog Saudi-Arabien den Botschafter ab. Obama wird sich sehr genau überlegen, ob er dieses Thema mit König Salman nicht lieber später bespricht.

Von Mey Dudin und Johannes Schmitt-Tegge, dpa

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