Nach der Erfolgskomödie ALMANYA - WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND mit knapp 1,4 Millionen Zuschauern ist DIE NACHT DER NÄCHTE der zweite gemeinsam realisierte Kinofilm der Schwestern Yasemin und Nesrin Samdereli.
Ich habe die beiden Filmemacherinnen interviewt und was sie über den Film und die Liebe zu erzählen haben, könnt Ihr hier nachlesen.
N: Ganz am Anfang war es einfach die Neugier darüber, dass frühere Paare meist ohne sich groß zu kennen, in eine Ehe gingen. Und somit auch in ihre Hochzeitsnacht. Unsere Großeltern kannten sich auch kaum, als sie geheiratet haben und der Start klang in ihren Schilderungen furchtbar komisch und auch kurios. Das war der Startschuss.
N: Wir haben in diversen Ländern nach Paaren gesucht, die mindestens 50 Jahre verheiratet sind, oder eben so lange in einer Beziehung steckten. Das war sehr aufwendig, weil wir die Hilfe verschiedener Journalisten brauchten, die für uns vor Ort in den jeweiligen Ländern gesucht haben. Dann ist Yasemin viel gereist und hat erst einmal zig Paare getroffen und gesprochen. Immer mit Kamera. Zu diesem Zeitpunkt wussten die Paare auch, dass es erstmal ein Kennenlernen ist und die späteren Dreharbeiten nur auf wenige Paare beschränkt sein würde. Der Prozess dauerte ca. 1 Jahr.
Y: Ich hatte relativ früh den Wunsch, die Paare mit Knetanimationen zu ergänzen. Für mich passte diese altmodische Form der Animation wunderbar zu dem Thema und den alten Menschen. Zusätzlich gab es mit die Möglichkeit eine weitere Ebene in den Film zu bauen. Als wir dann später auf Izabellas Arbeiten stießen war im Grunde gleich klar, dass wir das ganze mit ihr realisieren wollen und so haben wir uns auf eine lange Reise begeben. Ich wusste zwar, dass es aufwendig würde, aber ich habe den zeitlichen Faktor etwas unterschätzt.
Es ist kurzfristig gesehen so viel einfacher, eine neue Beziehung zu beginnen, als an einer alten zu arbeiten. Manchmal lohnt sich aber vielleicht die Investition.
Ich persönlich liebe ja reale Geschichten und gerade in Zeiten
von „Beziehungsunfähigkeit“ und Co, empfinde ich es als sehr wichtig,
aufzuzeigen, dass es primär darum geht, sich auf jemanden einzulassen
und auch nicht gleich das Handtuch zu werfen, wenn es mal schwierig
wird. Wie seht ihr das?
Y: Absolut. Wir sind da ja auch nicht anders. Deswegen vermutlich auch das Interesse an dem Thema. Wir sind es heute gewohnt Beziehungen zu beenden, wenn sie anstrengend werden. Wenn man sich anschaut, dass diese Möglichkeit natürlich auch eine große Errungenschaft ist, verwundert es auch nicht. Deswegen ist es nicht per se der Aufruf für lebenslange Ehe und Monogamie, aber manchmal verhindert man vielleicht glückliche, lange Beziehungen, weil man sofort bei den ersten Schwierigkeiten wegrennt.
N: Wir nehmen uns da nicht aus. Es ist kurzfristig gesehen so viel einfacher, eine neue Beziehung zu beginnen, als an einer alten zu arbeiten. Manchmal lohnt sich aber vielleicht die Investition.
Y: Wir verwechseln das Verliebt sein mit dem viel komplexeren Lieben. Wir wollen immer verliebt sein und merken nicht, dass wir manchmal einfach zu viel verlangen. Man kann und sollte das Handtuch schmeißen können, es dann aber auch immer wieder aufheben und den Kampf nicht für beendet erklären.
Welches Paar hat euch persönlich nachhaltig beeinflusst und warum?
Y: Alle 8 Menschen sind auf ihre Art und Weise so besonders, dass es nach diesem langen Prozess der Filmentstehung wirklich nicht auf 2 zu reduzieren ist. Das klingt jetzt wie eine ausweichende Antwort, ist es aber nicht. Alle Paare haben uns ähnlich stark berührt, weil alle so unterschiedlich sind. Mit den einen haben wir mehr gelacht und mit den anderen mehr geweint. Das kann man nicht gegeneinander aufwerten. Mich persönlich hat sehr gerührt, wie ehrlich und offen das japanische Ehepaar über ihre Probleme gesprochen hat. Beide haben so viel von sich preisgegeben und dafür habe ich die aller höchste Hochachtung. Ich bin sehr traurig, dass Herr Sugihara den fertigen Film nicht mehr gesehen hat.
Vielen lieben Dank für das Interview!
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