Kurzinhalt:
Für Jeanette (Brie Larson) ist das Leben ein großes Abenteuer. Ihr Vater Rex (Woody Harrelson) holt ihr die Sterne vom Himmel und verjagt die Dämonen, die sie nachts im Traum verfolgen. Was macht es da schon, mit leerem Magen ins Bett zu gehen, eine eigensinnige Künstlermutter (Naomi Watts) ertragen zu müssen oder in Nacht-und-Nebel-Aktionen den Wohnort zu wechseln. Sie ist ein glückliches Kind. Doch mit der Zeit können auch die hoffnungsvollen Geschichten des alkoholkranken Vaters nicht mehr von der bitteren Armut ablenken, in der Jeannette und ihre Familie leben, und das Lügengebäude der Eltern erweist sich als ebenso zerbrechlich wie das Schloss aus Glass, das Rex seiner Tochter jahrelang verspricht zu bauen...
Jeannette Walls' Debüt Schloss aus Glas avancierte schnell zum internationalen Bestseller, es wurde in dreiundzwanzig Sprachen übersetzt und ist in dreißig Ländern erschien. In Deutschland erschien der autobiografische Roman 2006 als Taschenbuch im Diana Verlag, stand auf der Spiegel-Bestsellerliste und wurde bisher über 600.000-mal verkauft. Am 21. August 2017 ist die neu aufgelegte Filmausgabe des Buches im Diana Verlag erschienen.
Nun kommt die beeindruckende Geschichte endlich ins Kino. In den Hauptrollen brillieren die Oscar-Gewinnerin Brie Larson („Raum") als Jeannette Walls, die zweifach Oscar-nominierte Naomi Watts („Birdman", „The Impossible") als Mutter Rose Mary und der ebenfalls zweifach Oscar-nominierte Woody Harrelson („Die Tribute von Panem"-Franchise, „Planet der Affen: Survival"). als Vater Rex. Regie führt Destin Daniel Cretton („Short Term 12"), der zusammen mit Marti Noxon („Mad Man" TV-Serie) auch das Drehbuch schrieb. Produziert wurde SCHLOSS AUS GLAS von Gil Netter („Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger") und Ken Kao („The Nice Guys").
Fazit:
Um es gleich vorweg zu nehmen, ich habe das Buch leider nicht gelesen - aber allein der Trailer hat mich gefesselt und berührt. Ich kann also zum Vergleich Buch vs Film nichts sagen, doch für mich ist SCHLOSS AUS GLAS eines der Filmhighlights in diesem Jahr.
Man ist durchweg ergriffen vom Abenteuer, der Liebe oder den Dramen in der Familie Walls. Wir sehen die Schönheit und Hässlichkeit der Kindheit von Jeannette und werden dabei erschreckenderweise mit unserer eigenen Vergangenheit konfrontiert.
Früher oder später versucht jeder von uns zu verstehen, was ihn zu dem Menschen gemacht hat, der er ist. SCHLOSS AUS GLAS zeigt uns, dass wir nicht immer so geliebt werden, wie es richtig und nötig wäre - und wie heilsam verzeihen sein kann.
Woody Harrelson spielt den alkoholkranken, unberechenbaren aber sehr intelligenten Vater Rex. Man spürt, wie sehr er seine Familie liebt aber seine innere Zerrissenheit bedingt durch eigene Kindheitstraumata nimmt der Familie die Basis und Sicherheit. Rex träumt und plant das Schloss aus Glas für sich und seine Familie und schenkt ihnen damit Fantasie und Freude.
Jeannettes Mutter, gespielt von Naomi Watts, flüchtet sich in ihre Malerei, die sie mehr zu interessieren scheint als ihre Kinder. Beide Eltern sind sehr kluge Köpfe und Freigeister, die nichts vom Schulsystem halten und ihre Kinder sehr lieben.
Jeannette wird im Verlauf des Films von drei Darstellerinnen verkörpert. Brie Larson übernimmt den Part der erwachsenen Frau, die in New York ihren Traum lebt und versucht sich selbst zu finden. In den Rückblenden ist Ella Anderson die 9-jährige Jeannette, die beginnt, gegen den Lebensstil ihrer Eltern zu rebellieren. Chandler Head spielt Jeannette als kleines Kind.
Ein brillanter Cast, wie ich finde. Besonders das Talent von Ella Anderson hat mich sehr überzeugt.
Die Spiellänge von 127 Minuten kam mir nicht zu lang vor.
Im Abspann sehen wir noch original Bildmaterial und Videoaufnahmen der Familie Walls von damals und heute. Und man liest die Widmung
to all the families who despite their scars still find a way to love
Die Verfilmung der autobiographischen Geschichte der Journalistin Jeannette Walls zeigt uns eine sympathische, träumende, chaotische Familie. Faszinierende aber gebrochene Menschen .... wie wir alle!
Mein Fazit: 8 von 10 Punkten für das sehr bewegende Familiendrama