Abgesagte Tourneen, geschlossene Konzerthäuser und Clubs... Die Corona-Pandemie setzt der Musikszene spätestens seit dem ersten Lockdown im Frühjahr heftig zu. Doch so schnell lässt sich Musik nicht kleinkriegen, und auch in einer der schwersten globalen Krisen bahnt sie sich ihren Weg in die Ohren der Menschen - auf ganz verschiedene, kreative Arten und Weisen:
Als im März die Corona-Situation in Italien eskalierte, war ein strenger Lockdown mit Ausgangsbeschränkungen die Folge. Die Italiener blieben zu Hause - und begannen in landesweiten Flashmobs, gemeinsam zu singen. Ein Glück, dass es Popmusik gibt, die jeder mitträllern kann. Denn neben einigen lokalen Evergreens und der Nationalhymne wurden vor allem italienische Hits gesungen. Beliebt waren zum Beispiel Toto Cutugnos Pop-Hommage an seine Nation - "Lasciatemi cantare" -, aber auch neuere Songs wie Andrea Sanninos "Abbracciame". Auf Deutsch übersetzt heißt das: "Umarm mich".
Während sich die Lage in Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika verschlimmerte, taten sich afrikanische Länder mit besonders kreativen und erfolgreichen Ansätzen hervor. Das vielleicht bekannteste Beispiel ist der "Corona Virus Alert!".
So heißt das Lied des ugandischen Politikers und Popstars Bobi Wine, in dem er gemeinsam mit dem Sänger Nubian Li über das Coronavirus aufklärt. Zu einem entspannten Afrobeat singen die beiden über Symptome sowie Schutzmaßnahmen und rufen ihre Zuhörer dazu auf, mit persönlichem Handeln Teil der Lösung zu werden.
Bobi Wine ist der wahrscheinlich bekannteste Oppositionspolitiker in Uganda. Er wollte im Januar 2021 bei der Wahl gegen Langzeit-Präsident Yoweri Museveni antreten.
Sein Corona-Song ging in den sozialen Netzwerken schnell viral und wurde auch deshalb zum Startschuss für die UNESCO-Kampagne #DontGoViral, bei der afrikanische Musiker in Liedern mit Fake-News über das Virus aufräumten. Bisher sind die meisten afrikanischen Staaten trotz großer Befürchtungen besser durch die Pandemie gekommen als viele westliche Staaten.
Die Lösung: ein Testkonzert mit Popstar Tim Bendzko. 1.500 Freiwillige kamen in die Mehrzweckhalle und Konzertlocation Arena Leipzig und nahmen an verschiedenen Konzertsimulationen teil. Das Universitätsklinikum Halle wertete die erhobenen Daten aus und veröffentlichte die Ergebnisse. Die Erkenntnisse aus Studien wie dieser werden auch im kommenden Jahr noch wichtig sein.
Superstars wie Lady Gaga, Billie Eilish, Elton John, Paul McCartney oder Stevie Wonder gaben aus dem Wohnzimmer heraus Live-Konzerte und riefen ihre Zuhörer dazu auf, zu Hause zu bleiben.
Erklärtes Ziel des Streaming-Festivals war es vor allem, Regierungen und große internationale Unternehmen zu mehr Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu drängen. Wenn Popmusik das nächste Mal ihr politisches Potenzial abgesprochen werden sollte, wäre dieses Konzert ein gutes Gegenargument.
Es war definitiv ein ungewöhnlicher Anblick, der sich den Zuschauern von Jan Böhmermanns Satiresendung "ZDF Magazin Royale" bot: Per 3D-Hologramm wurde der französische Sänger Woodkid auf die Kölner Bühne projiziert und performte gemeinsam mit dem anwesenden Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld seinen Song "Highway 27".
Aufgenommen wurde der Live-Auftritt des 37-Jährigen in einem speziellen Studio in Grenoble. Über eine Technik, mit der sonst Videospiele erstellt werden, wurden die Lichteffekte und Positionsdaten simultan dem Kölner Studio angepasst, in dem die Sendung Böhmermanns aufgezeichnet wird. Ziemlich aufwändig also, vielleicht aber auch eine Technik für die Zukunft nach Corona. Denn so können Künstler theoretisch von überall aus auftreten - und der Auftritt ist als 360°-Video gleichzeitig besser konserviert als je zuvor.