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"2006 habe ich in Wolfsburg angefangen, mit einem Mentaltrainer zu arbeiten. Einmal monatlich haben wir uns zu Einzelsitzungen getroffen. Das war für mich total hilfreich", erinnert sich Maik Franz. Stück für Stück erarbeitete er sich damals mit der Unterstützung des besonderen Partners an seiner Seite die Kunstfigur "Iron Maik", die bald ligaweit bekannt wurde. Franz: "Obwohl ich nie einen Pokal geholt habe, kannten mich die Gegner. Und sagen wir mal so: Sie hatten mindestens Respekt." Der Clou: Es ging nicht nur darum, dass die Gegner die Hosen voll hatten. Auch Franz profitierte von der Stärke seiner Kunstfigur. Im Wettkampf schlüpfte er in "Iron Maiks" Kampfanzug und wurde zum unverwundbaren Helden.
Obwohl ich nie einen Pokal geholt habe, kannten mich die Gegner. Und sagen wir mal so: Sie hatten mindestens Respekt.
Maik FranzGut zehn Jahre später ist es in der Bundesliga immer noch nicht Standard, dass sich Profi-Kicker aus der mentalen Trickkiste bedienen. Bei einer Befragung der deutschen Fußballspielergewerkschaft VDV kam vor wenigen Monaten heraus, dass rund 60 Prozent der Befragten im Profi-Fußball gegenwärtig überhaupt nicht sportpsychologisch betreut werden. VDV-Geschäftsführer Ulf Baranowksy: "Nur bei knapp 15 Prozent der Profi-Teams kümmert sich ein Psychologe vor Ort permanent um die psychische Gesundheit und um die mentale Leistungsfähigkeit der Profis. Bei jeder vierten Profimannschaft gibt es zumindest für Fragen der Spieler externe Ansprechpartner, die temporär vor Ort sind."
Auch beim 1.FC Magdeburg war das Thema Sportpsychologie bislang höchstens ein Randaspekt. Im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) gibt es eine Kooperation mit den Sportpsychologinnen der Magdeburger Otto-von-Guericke Universität. Und für die Profis wurde im vergangenen Jahr der Motivationscoach Matthias Herzog für zwei Vorträge verpflichtet. Die Spieler konnten danach persönlich zu ihm Kontakt aufnehmen. Das Echo fiel unterschiedlich aus: Franz war mit dem gesetzten Impuls sehr zufrieden, Spieler wie Christian Beck fühlten sich weniger angesprochen: "Für mich ist das nichts. Ich glaube, ich kann mich selber gut motivieren."
"Die Angst, dass der Sportpsychologe mit den Spielern im kleinen Kämmerchen verschwindet, ist immer noch sehr präsent. Dabei kann und soll die sportpsychologische Arbeit direkt auf dem Platz stattfinden", sagt Dr. Christian Reinhardt. Der Sportpsychologe hat sein Handwerk an der Martin-Luther-Universität gelernt, wo jedes Jahr zehn Studenten die Master-Ausbildung im Fach Angewandte Sportpsychologie absolvieren. Reinhardt: "Die Ausbildung ist in dieser praxisorientierten Form in Deutschland einmalig. Leider haben auch unsere großen Clubs wie der 1.FC Magdeburg und der Hallesche FC noch nicht erkannt, dass sie jedes Jahr große Talente abschöpfen können." Reinhardt weiß nur zu gut, wovon er redet. Denn als er 2012 seine Ausbildung abschloss, wurde er zwar bei beiden großen Vereinen in Sachsen-Anhalt und dem Landesverband sportpsychologisch tätig, fand aber beruflich keinen sicheren Hafen. Mittlerweile ist er als Geschäftsführer des Fußballverbandes Sachsen-Anhalt in Verantwortung und nur noch im Nebenjob sportpsychologisch aktiv.
Die Angst, dass der Sportpsychologe mit den Spielern im kleinen Kämmerchen verschwindet, ist immer noch sehr präsent.
Sportpsychologe Dr. Christian ReinhardtBeim 1.FC Magdeburg scheinen sich nun die Vorzeichen zu ändern. Für den früheren FCM-Nachwuchsspieler Maik Franz, der nach seiner erfolgreichen Bundesliga-Karriere als Leiter der Lizenzmannschaft an die Elbe zurückgekehrt ist, wird die Sportpsychologie eines der großen Zukunftsthemen im Fußball. Es sei daher nicht ausgeschlossen, dass sich in den nächsten Monaten beim FCM diesbezüglich auch personell etwas tue. Allerdings müsse das Gesamtpaket passen. Franz: "Wir müssen erst einmal jemanden finden, der auch zu dem Verein passt. Der bereit ist, sich dauerhaft hier einzubringen, der menschlich passt, Erfahrung in der täglichen Arbeit mit Mannschaften hat und dabei bezahlbar ist."
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sport im Osten | 21. Oktober 2018 | 16:30 Uhr
Zuletzt aktualisiert: 20. Oktober 2018, 09:44 Uhr