Zu den ersten Opfern der Pandemie gehörte das Buffet. Wird es je wiederkommen? Marvin Ku hofft das sehr. Eine Liebeserklärung.
Die Sehnsucht riecht nach Brennpaste und lauwarmer Pekingsuppe. Sie klingt nach Pfannenwendern, die über Metallwannen kratzen, und nach Eltern, die sich zu ihren Kindern runterbeugen und schreiflüstern: Judith, WEHE, du isst das nicht auf! Die Sehnsucht heißt Buffet und kostet 12,80 Euro.
Ich sitze in meiner Küche, als ich diese Zeilen schreibe. Seit der Corona-Pandemie ist sie zu einem merkwürdigen Ort geworden: ein Hybrid des Formellen und Privaten. Die Mittagspause beginnt, wenn ich um 13 Uhr nicht mehr auf den Bildschirm, sondern auf die Herdplatte starre. Ich setze Nudeln auf und warte, bis die Pasta gar und das Leben besser wird, und während ich so darauf warte, denke ich ans Buffet.
Gerade vermisst ja jeder irgendwas. Die Verwandten umarmen (oder ihnen wenigstens die Hand schütteln). Im Kino eine Tüte Popcorn teilen. Mit Fremden auf einer verrauchten Hausparty rumknutschen, während irgendein Besoffener Wonderwall auf Dauerschleife spielt. Ich vermisse das Buffet. Die Art Gastronomie, die schon seit dem ersten Lockdown praktisch verschwunden ist, ohne dass irgendjemand sich darüber beklagt. Es fehlt mir. Und ich behaupte, tief in einer grummeligen, unausgefüllten Magengegend fehlt es Ihnen auch.
Ich kenne Buffets von beiden Seiten. Meine Eltern hatten ein China-Restaurant. Jedes Weihnachten boten wir ein großes Weihnachts-Buffet an. Meine Mutter wachte über das Gästebuch. Mein Vater kochte und schnibbelte von Sonnenaufgang an. Ich half den Kellnerinnen und schleppte Schüsseln und Bleche voller Speisen zu den silbernen Wärmebehältern. Krabbenchips und Wan Tan, geröstetes Hühnchen und panierten Seebarsch in süßsaurer Sauce, frittierte Bananen, frisches Obst. Bei jedem Gang aus der Küche naschte ich ein kleines Stück vom Rand, dort, wo es niemand bemerkte.