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Das Geheimnis der falschen Wagenreihung

Die Zeit No 41 / 29. September 2016 / Dossier / S. 15

Warum fährt der ICE manchmal so langsam? Warum sind so viele Toiletten kaputt? Warhheiten über die Bahn

Von N. Ahr, H.Maier-Borst, M. Nejezchleba, C. Tatje, Fotos: T. Rabsch

Mitarbeiterin Reisezentrum, Großstadt: "Mein Arbeitstag fängt um 6.50 Uhr an, zehn Minuten bevor ich den ersten Kunden empfange. In den zehn Minuten soll ich: die Uniform anlegen, die Kasse checken, Belege prüfen, den Rechner hochfahren, schriftliche Anträge durchschauen. Vor allem soll ich gucken, welche Strecken gesperrt sind. Wenn ich auf Toilette will, muss ich eine halbe Stunde vorher die Schlange schließen und die Leute abfertigen. Wenn ich Papierkram im Hintergrund zu erledigen habe, muss ich das ebenfalls planen. Und glauben Sie mir, es gibt eine Menge Papierkram. Ständig sind da neue Angebote und Rabatte und entsprechend ständig neue Prospekte, die ich einsortieren, und Formulare, die ich bearbeiten muss. Das wissen die Kunden natürlich nicht. Und so schauen die immer verärgert zu einem, wenn man da hinten rumwuselt. Die denken: Wieso macht die eigentlich nix?"


Mitarbeiterin Reisezentrum, Kleinstadt: "Es ist ein Pfenniggefuchse, ein Minutengefuchse innerhalb der Bahn. Wenn es Verspätungen gibt, kostet das Geld, und das muss dann zum Beispiel der Bereich DB Regio an den Bereich DB Netz zahlen. Deshalb wird lieber ein Zug losgefahren, ohne auf einen anderen zu warten, sodass es auf dem Papier keine Verspätung gibt. So verpassen aber vielleicht Dutzende Pendler ihren Anschluss und sind sauer. Wir denken einfach nicht mehr als ein Betrieb, sondern es denkt nur noch jeder Einzelbetrieb für sich, damit er am Ende schwarze Zahlen schreibt."


Der Unmut über den verpassten Anschlusszug entlädt sich gern hier: im Reisezentrum. Was viele Menschen aufbringt, die Bahn fahren: unpünktliche, überfüllte, ausgefallene Züge – und Erklärungen dafür, die niemand versteht. Warum ist das eigentlich so? Was genau läuft schief bei der Deutschen Bahn, einem der größten deutschen Arbeitgeber, mit Rekordumsatz, aber auch mit rekordverdächtigen Schulden? Und wie geht es denen, die dort arbeiten und die vielleicht bald wieder streiken werden, wenn Ende September die Verträge der Bahn mit den Gewerkschaften EVG und GDL auslaufen?


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