In einer der besten Gegenden der Hauptstadt liegt die Boutique „Lena“, ein Secondhandgeschäft mit Handtaschen von Louis Vuitton und Halsketten von Christian Dior. Mit der Pandemie haben die Kunden auch hier etwa 20 Prozent mehr Ware gebracht. Das ist die gute Seite der Krise.
Gleichzeitig ist aber auch der Umsatz um 20 Prozent zurückgegangen. „Weil die Leute mehr Zeit zu Hause verbringen – sie brauchen weniger Kleidung“, erklärt Inhaberin Thi Thu Ha Nguyen. Sie hat das Geschäft 2008 übernommen. Ihre einzige Mitarbeiterin war vier Monate in Kurzarbeit.
Secondhand hat viele Gesichter. Der Laden „Trouvailles“ liegt im Bahnhofsviertel – zwischen verlassenen Clubs, Kabaretts und Hotels. „Die Miete auf der Avenue de la Gare kann sich ein Geschäft wie unseres nicht leisten“, erklärt Inhaber Michael Lindner. (...)
Drei, viermal am Tag klingelt das Telefon. „Viele Händler, die nach Afrika exportieren, wollen riesige Mengen. Die fragen nach 15 oder 20 Tonnen für Schiffscontainer. Das haben wir nicht. Bei uns bekommt man zwischen 1.000 und 2.000 Kilo auf einmal.“
Auf den Schiffen Richtung Afrika befindet sich dennoch Kleidung, die einst auf Luxemburgs Straßen getragen wurde. Ihr Weg beginnt oft in einem der 270 Container für Altkleider von „Kolping Luxemburg“.
Dort landeten im ersten Halbjahr 2020 rund 150.000 Kilo Kleidung mehr als im Vorjahr. 80 Prozent aller Einnahmen der Nichtregierungsorganisation stammen aus Altkleidern. Bleibt die Frage: Wie wird eigentlich aus alter Kleidung Geld?
Kolping verkauft die gesammelte Kleidung weiter. Der Vertragspartner ist das Recyclingcenter FWS aus Bremen. Es gehört zur Boer Gruppe, die in ganz Westeuropa Altkleider sammelt. In diesem Jahr brachten Lastwagen Säcke mit 83.000 Tonnen Textilien nach Bremen. Luxemburg machte mit 2.900 Tonnen etwa 3,5 Prozent der Gesamtmenge aus. (...)