Marie Dinkel ist 13, als ihr Judolehrer sie missbraucht. Der Fall zeigt, wie leicht junge Sportler Opfer sexualisierter Gewalt werden können - und wie lange sie unter den Taten leiden.
Wenn Marie Dinkel vor dem Judotraining auf die Sporthalle zuging, suchte sie mit schnellen Blicken den Parkplatz ab. "Mir ist ein Schauer über den Rücken gelaufen, wenn ich gesehen habe, dass sein schwarzer Mercedes da stand", sagt sie, "ich wusste, wenn wir mit ihm allein sind, dann geht es wieder los."
An einem Nachmittag im September sitzt Marie Dinkel, 24, am Esstisch ihrer Wohnung. Eine Frau in schwarzem Kleid, die Haare hochgebunden, um den Hals trägt sie eine goldene Kette mit einem Schutzengel.
Dinkel gehört zu den besten deutschen Judoka, sie kämpft in der Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm in der 2. Bundesliga. Sie will über den sexuellen Missbrauch sprechen, den sie als Kind in ihrem Judoverein erlebt hat. Sie will über die Ängste reden, die sie jahrelang begleitet haben, und dass sich die Taten wie Narben in ihre Gefühlswelt eingebrannt haben.