Mark Spitz zählt zu den größten Schwimm-Legenden der Welt. Gerade war der Amerikaner als Mitglied der Laureus Academy in Berlin zu Gast und erinnerte sich im Interview an seine "Goldenen Spiele" 1972 und seinen verstorbenen Freund und Konkurrenten Roland Matthes.
rbb|24: Herr Spitz, blicken Sie noch oft auf Ihre Leistungen von München 1972 zurück und fragen sich: Wie habe ich das damals geschafft?
Mark Spitz: Die ganze Zeit! Das wundert mich selbst. (lacht) Wissen Sie, ich habe viele Jahre trainiert und es an einen Punkt geschafft, an dem ich vielleicht ein oder zwei Fehler weniger als meine Konkurrenten gemacht habe. Es ist schwer auszumachen, was man richtig machen muss. Ich habe nämlich durchaus Fehler gemacht. Diese haben mich aber nicht so viel Zeit gekostet und somit war ich in der Lage, zu gewinnen. Ich schaue auf diese Erfahrung als etwas sehr Positives zurück. Ich habe mich vernünftig vorbereitet, bin nicht an der Vorbereitung gescheitert. Ich denke das war der Schlüssel zum Erfolg.
Sie wurden nicht nur für die Zuschauer weltweit zur Legende, sondern auch ein Vorbild für Generationen von aufstrebenden Schwimmerinnen und Schwimmern. Was raten Sie der heutigen Generation?Ich weiß nicht, ob mein Ratschlag heute noch relevant wäre. Die Athleten von heute sind so viel besser vorbereitet, als ich es zum Beispiel war. Heute kommen die Athleten mit ihren persönlichen Coaches und Trainern, Psychologen, Anwälten und ihren Agenten. Dann haben sie noch ihre Sponsoren, also eine Menge an Verpflichtungen. Damit werden sie groß und sind somit imstande zu verstehen, wie man all diese Personen als Athlet in sein Leben einbauen kann. Diejenigen, die das besser hinbekommen, sind die mit dem meisten Erfolg. Meiner Meinung nach war es für mich damals deutlich leichter, weil ich mich mit all diesen Sachen nicht auseinandersetzen musste. Ich musste nur ins Wasser und so schnell schwimmen wie ich konnte. Wenn meine Zeit gut genug war und ich gewonnen habe, habe ich mir meine Medaille abgeholt und bin nach Hause gegangen. Insofern muss es einfacher gewesen sein.
Sie sind seit Jahren sehr aktiv im Bereich der Aufklärung rund um Herzprobleme. Ist das etwas, was bei den Menschen derzeit zu kurz kommt?Vor ungefähr eineinhalb Jahren habe ich herausgefunden, dass ich an Vorhofflimmern leide, welches eine abnormal hohe Herzfrequenz zur Folge hat. Niemand weiß so richtig, wie genau das vonstatten geht. Es kann verschwinden, aber bei mir wird es mit Medikamenten behandelt. Ich nehme das sehr ernst. Ich habe es trotz einer gesunden Ernährung und regelmäßiger sportlicher Ertüchtigung. Ich denke, dass einige Menschen nicht wissen, dass sie selbst helfen können. Zwar nicht mit der Konsequenz, dass das Vorhofflimmern verschwindet, aber sie können durch einen gesunden Lebensstil, durch regelmäßige Kontrollen und Ärzte, die herausfinden welche Behandlung man benötigt, trotz der Krankheit ein normales Leben führen.
Im vorigen Dezember verstarb die deutsche Schwimmlegende Roland Matthes. Wie erinnern Sie sich an ihn und seine Leistungen?Ich habe schon kurz nachdem es passiert ist davon erfahren, weil Roland ein guter Freund von John Naber war (US-amerikanischer Rückenschwimmer und Olympiasieger, Anm. d. Red.). Roland und ich haben uns in den Schmetterlings-Wettkämpfen duelliert und er war in München tatsächlich derjenige, der mir vorab die größten Sorgen bereitete im Kampf um Gold. Im 100-Meter-Schmetterling-Finale hatte er dann einen schlechten Start, weswegen er keine Medaille gewann (Matthes wurde Viertplatzierter, Anm. d. Red.). Darüber haben wir damals gesprochen. Ich bin nicht in seiner Spezialdisziplin, dem Rückenschwimmen, angetreten. Ich habe ihn immer gefragt: Ich schwimme nicht in deiner Spezialdisziplin, wie kann es sein, dass du in meiner schwimmst? (lacht) Wir hatten zu dem Thema ein lustiges Gespräch. Wir sind Freunde geblieben und ich war sehr traurig zu hören, dass er so plötzlich verstorben ist. Es war definitiv ein Schock. Die schönen Erinnerungen an ihn bleiben aber, er war ein guter Sportsmann und Repräsentant der damaligen DDR. Ein zuverlässiger Mensch. Wir werden ihn vermissen.
Vielen Dank für das Gespräch! Das Interview führte Marius Dobers, rbb Sport. Es handelt sich um eine redigierte und aus dem Englischen übersetzte Fassung.