Machtmissbrauch, Erniedrigung & Magersucht-Glorifizierung – Wie gefährlich sind “Anorexie-Coaches”? Und: Wer steckt dahinter?
Für PULS bin ich in die “Pro-Ana-Community” eingetaucht und habe mehrere Wochen lang mit Männern gechattet, die Betroffene von Essstörungen massiv manipulieren. Eine meiner wohl wichtigsten und zugleich belastendsten Recherchen in diesem Jahr.
Essstörungen zählen aktuell zu den häufigsten chronischen Krankheiten bei Jugendlichen und die Tendenz steigt. Die am weitesten verbreitete Essstörung ist Anorexie, auch bekannt als Magersucht. Statistisch am stärksten betroffen sind davon junge Mädchen, doch auch die Zahl der betroffenen Jungen ist angestiegen. Obwohl die Erkrankten professionelle Hilfe bräuchten, geraten einige durch sogenannte „Pro-Ana-Gruppen“ oder “Pro-Mia-Gruppen" immer tiefer in die Essstörung. In diesen Chatgruppen werden Krankheiten wie Anorexie als „Ana“ oder Bulimie als “Mia” bezeichnet und Essstörungen mutieren zum erstrebenswerten Lifestyle. Die Gruppenmitglieder müssen täglich Protokoll über ihre Mahlzeiten führen – wer zu viel isst und zu wenig abnimmt, verstößt gegen die Regeln der Chatgruppen.
Schnell stößt man in den Pro-Magersucht-Gruppen auch auf Anzeigen von „Pro-Ana-Coaches“, die beim ungesunden Abnehmen helfen sollen. Über persönliche Chats bieten die sogenannten “Coaches” an, das Abnehmen durch strenge Regeln zu kontrollieren – oft verbunden mit dem Zwang zur Selbstbestrafung oder zum Senden von Unterwäschefotos. Ein gefährliches Machtgefüge. Das schockt auch PULS Reporterin Ariane Alter. Für unsere Reportage schleust sich Ari undercover in eine Pro-Ana-Gruppe rein. Ihr Ziel ist es, herauszufinden, wer hinter diesen „Coaches“ steckt und wie viel Gefahr von Ihnen ausgeht. Was die “Magersucht-Coaches" bei Jugendlichen mit Essstörungen anrichten können, erfährt Ari in Gesprächen mit der Psychologin Prof. Dr. Eva Wunderer und der ehemaligen Pro-Ana-Gruppenteilnehmerin Anna Lena. Wie nah kommt Ari an die “Anorexie-Coaches” ran und was lässt sich gegen diese Männer tun? Das erfahrt ihr in der neuen PULS Reportage.