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Texte

Eine Kurfürstin voller Leidenschaft: Elisabeth Auguste von Pfalz-Sulzbach

Wie „Katz und Maus“ könnte man das Eheleben von Carl Theodor und Elisabeth Auguste von der Pfalz beschreiben. Glücklich waren die beiden nicht. Doch das hielt die junge Kurfürstin nicht davon ab ihre Leidenschaft in zahlreichen Affären auszuleben. Besonders stattliche Männer sollen es ihr angetan haben.


WAS WAR ELISABETHAS ROLLE AM PFÄLZER HOF?

14 Tage feierten Carl Theodor (1724–1799) und Elisabetha Auguste (1721–1794) Hochzeit. Das rauschende Fest versprach eine glückliche und kinderreiche Ehe und war es doch gleichzeitig der 21. Geburtstag der Braut. Da die Hochzeit ebenso eine Machtdemonstration für den betagten Kurfürsten Carl Philipp, Elisabetha Augustas Großvater, war präsentierte er alles an Lustbarkeiten, dass das Barockzeitalter zu bieten hatte: Festbankette, Maskenbälle, eine Hochzeitsoper im eigens dafür gebauten Hofopernhaus, Wein im Schlosshof für die Bevölkerung, eine Illumination der Stadt mit anschließendem Feuerwerk – ganz im frivolen Sinne seiner Enkelin.


CARL THEODOR UND ELISABETHA AUGUSTE – EINE GLÜCKLICHE EHE?

So rauschend das Fest – so enttäuschend die Ehe. Elisabetha Augusta hatte im Gegensatz zu ihrem Mann einen sehr dominanten Charakter. Sie ließ den Kurfürsten öfter spüren, dass er nur Kurfürst wurde, weil er sie geheiratet hatte. Sie war eine sehr lebenslustige Frau, extrovertiert, liebte derbe Spiele und Späße und war für die „Hofspectacles“ verantwortlich. Die Unterschiede in ihrer Art sowie die an bleibende Kinderlosigkeit entfernten das Ehepaar immer weiter voneinander.


ÜBTE SICH DIE LEIDENSCHAFTLICHE KURFÜRSTIN IN VERZICHT?

Die junge Elisabeth Auguste war in ihrer unglücklichen Ehe nicht bereit, auf Liebe, Lust und Leidenschaft zu verzichten. Allgemein war am Hofe bekannt, dass die Kurfürstin von der Pfalz eine Vorliebe für stattliche Männer hatte. Bei Stellenbesetzungen in der Politik verschaffte sie ihren Günstlingen oft hohe Positionen – ein Gefallen, den ihr introvertierter Mann seiner herrschsüchtigen Frau gerne machte. Zudem hatte er selbst immer wieder Affären mit Frauen von sanfterem Gemüt. Ihnen wollte er seine Zeit gerne widmen, wurde Vater von zahlreichen außerehelichen Kindern.


FÜHRTE DIE KURFÜRSTIN EINE VERBOTENE LIEBE?

Unter ihren Liebhabern war der eigene Schwager, Herzog Clemens Franz von Bayern. Lebenslang schrieben sie sich Liebesbriefe. Sie korrespondierte mit Clemens in allen Sprachen, so in Latein: „Amo te solo“ (ich liebe dich allein). Mit Schwetzingen verbindet sie ihre Liebe, „wo ich den Ort sehen werde, an dem sie so viele amouröse und stinkende Seufzer von sich gegeben haben“, schreibt sie. Und, dass ihre Begegnungen auch körperlich waren: „Küssen sie nicht mehr ihr Lieblingsplätzchen, denn ich habe es so stark gefühlt, daß es mich jetzt noch brennt“.


SKANDALÖS – WIE MACHTE ELISABETHA SCHLAGZEILEN AM HOFE?

Laut Gesandtschaften war Carl Christian Freiherr von Eberstein, Großmeister der Garderobe und Intendant der kurfürstlichen Hofmusik, „était armé d’un pistolet“ 1763 bewaffnet in das Schlafzimmer von Elisabeth Auguste eingedrungen. Carl Theodor ließ ihn ohne Gerichtsprozess lebenslang einsperren. Damit wollte er einen Skandal vertuschen, denn Elisabeth Augusta schien eine Liebesbeziehung mit Eberstein zu unterhalten. Diese Affäre wirft ein bezeichnetes Licht auf das vielfältige Liebesleben der pfälzischen Kurfürstin, das durch die Botschafter auch an den ausländischen Höfen bekannt war.


Recherche, Text und Seitenaufbau: Maren Kaps (Januar 2022)

Endredaktion: Katrin Krumpholz

Bild: Kurfürstin Elisabeth Auguste am Spinett, Porträt von Johann Heinrich Tischbein, heute im Kurpfälzischen MuseumHeidelberg, via WikimediaCommons, gemeinfrei