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Chronique

Das Rezept zum Glücklich sein

Ich sitze zu Hause. Besser gesagt ich liege im Bett und das noch um 15 Uhr. Wach war ich schon um zehn, aber da erschien es mir dann doch noch zu früh um aufzustehen. Es ist ja schließlich Sonntag. Ein Tag den man genießen sollte. Man hat frei und Zeit für sich. Ich mag Sonntage nicht. Da hat man frei und Zeit für sich.

Wenn man dann nicht unbedingt in einer vor Glück strotzenden Beziehung steckt und morgens schon eine wahnsinnig lustige Zeit beim Frühstück zu zweit verbringen kann oder irgendetwas Lustiges mit Freunden ausgemacht hat, hat man einfach nur frei und viel Zeit für sich. Zeit um nachzudenken oder einfach nur Zeit um stundenlang sinnlos im Bett zu liegen und sich danach zu ärgern, den ganzen Tag nichts getan zu haben. 

Schlaue Leute sagen dann: Nimm dein Glück doch selbst in die Hand und mach etwas Schönes. Das sind meistens die, die heute Morgen beim Frühstück mit dem Partner schon eine total lustige Zeit verbracht haben. Ich frühstücke ungern allein und lache dabei. Da komme ich mir komisch vor. Der Haushalt sollte auch noch erledigt werden. Aber das geht auch morgen. Heute ist ja Sonntag und ich sollte etwas für mich machen was mir gut tut. Nachdem ich die letzten Stunden dachte, dass es mir unglaublich gut tut im Bett zu liegen, suche ich jetzt nach einem Grund, um aufzustehen. 

Ich sollte aufräumen. Aber das kann ich auch noch morgen machen. Ok, dann höre ich jetzt mal auf die guten Ratschlägen von anderen: „Geh doch eine Runde spazieren.“, haben sie gesagt. Da stehe ich nun vor der Tür mit dem aufgespannten Regenschirm über meinem Kopf. Es regnet nämlich. Aber spazieren gehen kann man trotzdem: „Auch Regenwetter hat so schöne Seiten.“ haben sie gesagt. Naja, dann gehe ich mal los. Es ist kalt. Es sieht alles total grau aus und dreckige Schuhe habe ich jetzt auch weil alles so matschig ist. Also glücklich macht mich das nicht. Außerdem wird es jetzt dunkel. Ich gehe wieder heim. Dabei fällt mir ein, dass morgen Montag ist, was mich jetzt nicht wirklich glücklicher macht. Ok, also dann ein neuer Versuch. „Nimm dir Zeit für dich, lies ein Buch und trink einen Tee.“ Tee mag ich. Also kann das nicht ganz so verkehrt sein. Außerdem ist mir nach dem Spaziergang eh kalt. Ich nehme mir ein Buch aus dem Regal und fange an zu lesen. Dabei verbrenne ich mir den Mund weil der Tee so heiß ist. Nach einer halben Stunde kann ich mich nicht mehr konzentrieren und ich höre eher den Regentropfen zu, als dem Autor des Buchs, der mir auf umständliche Art und Weise versucht einen Mordfall zu erklären. Ich lege das Buch wieder ins Regal. Es mag vielleicht am Buch gelegen haben, dass ich an diesem Sonntag immer noch nicht glücklich geworden bin. Aber bisher keinerlei Regung an meinem miesepetrigen Gefühlszustand. „Nimm doch ein Bad und entspanne dich.“ haben sie gesagt. Ich laufe ins Badezimmer und mache die Tür auf. Ach ja stimmt ja, ich habe keine Badewanne. Gut, das kann ich dann vergessen, aber es gibt noch viele andere tolle Vorschläge. Nachdem ich einen Film gesehen habe, der wohl lustig sein sollte, es aber nicht war und mir etwas zu Essen gekocht habe, was eher so semi-lecker geschmeckt hat, habe ich dann das glücklich sein für diesen Sonntag an den Nagel gehängt Wer hat eigentlich bestimmt, dass der Sonntag der schönste Tag in der Woche ist?

Es ist so einfach jemandem zu sagen, was man tun soll um glücklich zu sein, wenn man es selbst schon ist. Da ist jeder Film lustig, jedes Buch gut und man kann stundenlang spazieren gehen. Wenn jemand keinen guten Tag hat – und ich habe heute offensichtlich keinen - dann ist das manchmal so. Dann kann man einem noch so viele gute Ratschläge geben, aber die werden nicht das Glück von Null auf Hundert fahren.

Als ich dann abends im Bett liege ist es für mich plötzlich gar nicht mehr so schlimm, so einen Tag gehabt zu haben. Es war ok, dass ich nicht vor Glück strotzend aufgestanden bin, ein lustiges Frühstück hatte und dann bei Regenwetter quietschfidel durch den Park flaniert bin. Es ist ok, wenn mein Tag nicht der tollste meines Lebens war. Das muss nicht jeder Tag sein. Und plötzlich muss ich grinsen und bin glücklich.