Pro: Es gibt zu Löw jetzt keine Alternative
Die Frage, ob Jogi Löw noch der richtige Bundestrainer ist, muss sechs Monate vor der EM mit einer Gegenfrage beantwortet werden: Wer wäre denn so kurzfristig besser geeignet?
Die Kandidaten-Liste ist schnell abgehakt. Jürgen Klopp? Der Liverpool-Trainer ist frühestens zur Heim-EM 2024 interessiert. Stefan Kuntz? Der U21-Trainer hat bisher mit Profis lediglich Zweitliga-Erfahrung, ist ein Risiko. Ralf Rangnick? Der Ex-Coach von Leipzig, Schalke und Hoffenheim gilt eher als Spezialist für Langzeit-Projekte. Hansi Flick? In München hört man, dass den Triple-Trainer der Posten durchaus reizt. Nicht aber vor der EM.
Zu Löw gibt es keine Alternative, zumindest jetzt nicht. Allerdings: Erreicht Löw das Mindestziel Halbfinale bei der EM im Sommer nicht, könnten einige der oben genannten Namen schnell sehr aktuell werden. Denn anders als im Moment bliebe für einen Nachfolger genügend Einarbeitungszeit.Contra: Das Feuer ist erloschen
Am 11. Juli um 21 Uhr steigt in London das EM-Finale. Wer glaubt noch ernsthaft, dass Jogi Löw mit seiner Mannschaft dieses Endspiel erreichen kann? Ich traue es ihm nicht mehr zu. Das Länderspiel-Jahr 2020 hat bewiesen, dass das Feuer zwischen Trainer und Mannschaft erloschen ist. Es glimmt auch kein Hoffnungsfunken mehr.
Laut der Erklärung des DFB dürfe „kein einzelnes Spiel der Gradmesser für die grundsätzliche Leistung sein". Stimmt. Es geht schließlich um die letzten zwei Jahre. Der Bundestrainer hat nach der WM 2018 einen Umbruch eingeleitet. Dieser ist spätestens nach dem 0:6 gegen Spanien gescheitert. Nicht nur bei diesem Spiel saß er machtlos auf der Bank, hatte keine taktische Idee mehr, das Ruder herumzureißen. Solche Spiele wird es mit Löw immer wieder geben.
Ich hätte eine Übergangslösung mit Stefan Kuntz spannend gefunden. Der U21-Nationaltrainer hätte mir mit seiner lockeren und erfrischenden Art wieder Lust auf die Nationalelf gemacht.