Zwei Brüder stehen rauchend auf einem Balkon und blicken in die graue Betonwüste einer Neuköllner Hochhaussiedlung: "Glaube mir, hätte auch anders ausgehen können", sagt der eine zum anderen.
Und ja, das hätte es. Auch für Felix Lobrecht, in dessen neuer Graphic Novel sich diese Szene findet. Doch es kam so wie es kam und Lobrecht ist heute einer der erfolgreichsten Comedy-Stars Deutschlands. In seinem fiktiven Bestseller-Roman "Sonne und Beton" beschrieb der Neuköllner vor drei Jahren, was er in seiner Jugend in der Berliner Gropiusstadt erlebte.
Diesen Roman gibt es nun als Graphic Novel, gezeichnet von der 23 Jahre alten Oljanna Haus. Eigentlich macht sie eine Ausbildung zur Zimmerin, doch im ersten Lockdown begann sie aus Langeweile, einzelne Szenen des Romans zu zeichnen und postete sie auf Twitter. Felix Lobrecht sah die Bilder und schrieb sie an. Aus dieser Nachricht entstand ein ganzes Buch. Dieses zeigt Bilder von Jugendlichen in Picaldi-Jeans, von U-Bahnhof-Plakaten, welche die neue "The Dome Summer"-CD anpreisen und von Zeitungstitelseiten, die am Kiosk Schröders aktuelle Amtszeit besprechen: Es sind die Nullerjahre und mittendrin eine Gruppe von Jungs, die Bierkästen durch graue Häuserschluchten schleppen, sich in Bushaltestellen betrinken und in die eigene Schule einbrechen.
Es ist ein Buch über die Einsamkeit und die Fehler der Jugend. Obwohl das N-Wort und rechte Parolen gegrölt werden, wird die Graphic Novel bereits jetzt in vielen Schulen Deutschlands gelesen - mit dem stern sprachen Autor und Zeichnerin über ein grau gezeichnetes Neukölln und langweilige Schullektüren.
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