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Faber in Hamburg: Liebeskranker Pop mit politischem Anstrich

Der Schweizer Sänger begeisterte auf seinem Konzert mit dem Pathos eines verbrauchten Rockstars. 3400 Fans feiern ihn.

Hamburg. Der Vorhang der edel-optics.de-Arena in Wilhelmsburg ist noch geschlossen, doch in der Halle ist am Sonntag bereits lautes Stampfen und Klatschen zu hören. Das Licht erlischt, auf der dunklen Bühne steht der Sänger Faber in einem weißen Anzug. Sein Kopf ist gesenkt, die zerzausten braunen Haare fallen ihm in die Stirn. 

Dann erklingt die verrauchte Stimme des Schweizers. „Ich habe alte Freunde gegen falsche ausgetauscht“ schreit der 26-Jährige, der eigentlich Julian Pollina heißt, mit dem Pathos eines verbrauchten Rockstars, während er in einer Bühnenbild-Landschaft aus roten Rosen steht. Der Song „Highlight“rekapituliert seine kurze, aber ereignisreiche Karriere seit seinem Debütalbum „Sei ein Faber im Wind“ von 2017.

Faber: "Das ist die größte Show, die wir je gespielt haben"

Nach dem Song wartet der Musiker bis der tosende Beifall ausklingt. Lächelnd winkt er geradezu kindlich ins Publikum und erzählt: „Wir sind aus einem fernen Land, haben unsere Stadionshow in Asien wegen des Coronavirus abgesagt – nun sind wir hier“. Dann weicht die Ironie der Realität: „Das ist die größte Show, die wir jemals gespielt haben!“ 

„Es könnte schöner sein“ heißt der nächste Song – schwer zu glauben bei einem Konzert vor 3400 begeisterten Fans, doppelt so viele wie bei seinem letzten Hamburg-Besuch 2018, als er in der in der Großen Freiheit 36 auftrat.

Faber testet in Hamburg die Belastungsgrenze seiner Stimme

Wie gut sein neues Album „I Fucking Love My Life“ bei seinen Fans ankommt, zeigen Songs wie„Top“, „Generation YouPorn“ und „Das Leben sei nur eine Zahl“. Es wird begeistert getanzt und textsicher mitgesungen. Die gesellschaftskritische Komponente seiner Texte, die der Musiker gerne in tanzbaren Rock- und Polkamelodien versteckt, zeigt vor allem der Song „Das Boot ist voll“. „Besorgter Bürger, ich besorg’s dir auch gleich“ schreit das Publikum in der Halle begeistert mit. Die Fans lieben Faber für seinen liebeskranken Pop mit politischem Anstrich.

„Tausendfrankenlang“ ist der letzte Song des Abends. Ein Handtuch über die verschwitzten Haare gelegt, testet Faber nochmals die Belastungsgrenze seiner Stimme, der Pianist läuft (!) über die Tastatur seines Keyboards, der Hallenboden bebt im Rhythmus der springenden Fans. Das Hamburger Publikum tanzt sich aus dem Wochenende.

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