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Wahlen: Belastungsprobe für den Frieden in Mosambik

Eine Wahl mit offenem Ausgang: Heute wählen gut 12,7 Millionen Mosambikaner einen Präsidenten und Abgeordnete des Nationalparlaments. Der Wahlkampf war überschattet von Gewalt.

Menschen sitzen vor einer Wand mit Wahlplakaten in Maputo, Mosambik Quelle: ap

Das Wichtigste in Kürze:

Mosambik wählt: Präsident, Parlament und Provinzregierungen 12,7 Millionen Menschen dürfen wählen Wahlkampf, von Gewalt überschattet Arm trotz Rohstoffreichtum Belastungsprobe für den Frieden

Seit Wochen sind Mosambiks Städte und Dörfer in zwei Farben getaucht: Rot und Blau. Frauen ziehen mit roten Kopftüchern und Wickelröcken, den traditionellen Capulanas, durch die Straßen, Autos mit roten Flaggen rasen durch Maputo. Andere Männer und Frauen sind mit blauen Hemden und Kappen unterwegs.

Erbitterter Wahlkampf - überschattet von Gewalt

Die Farben stehen für die mächtigsten Parteien Mosambiks: Rot für die linksgerichtete Regierungspartei Frelimo (Frente da Libertação de Moçambique), die mosambikanische Befreiungsfront und blau für die Oppositionspartei Renamo (Resistência nacional de Moçambique), die konservative Partei des Nationalen Widerstands. Die beiden Parteien haben einen erbitterten Wahlkampf geführt, der von Gewalt überschattet wurde: nur wenige Tage vor den Abstimmungen erschossen Polizisten einen Wahlbeobachter im Süden Mosambiks. Ein Sekretär der Renamo wurde ebenfalls getötet. Und das sind nur die prominentesten Fälle.

Heute steht Mosambik eine Mammutwahl bevor. In Wahrheit sind es gleich mehrere Abstimmungen auf einmal: über den Präsidenten, das nationale Parlament, die kommunalen Parlamente und zum ersten Mal auch die Provinzgouverneure. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch rechnet nicht mit einer friedlichen und fairen Wahl und hat zahlreiche Übergriffe im ganzen Land dokumentiert.

Karte: Mosambik ist ein Land im Südosten Afrikas, mit mehr als 2.000 Kilometern Küstenlinie zum Indischen Ozean. Quelle: ZDF

Mosambik ist ein lang gezogenes Land im Südosten Afrikas, mit mehr als 2.000 Kilometern Küstenlinie zum Indischen Ozean. Die Demokratie ist noch jung: Nach einem jahrelangen Krieg mit Portugal gewann das Land 1975 die Unabhängigkeit vom Kolonialregime - und stürzte nahtlos in einen Bürgerkrieg, der erst 1992 mit einem Friedensvertrag beendet wurde. Die Kriegsgegner Frelimo und Renamo gingen dann im neuen Mehrparteiensystem auf: Die Frelimo regiert bis heute und stellt mit Filipe Nyusi den derzeitigen Präsidenten, die Renamo mit ihrem Parteivorsitzenden und Präsidentschaftskandidaten Ossufo Momado ist die stärkste Kraft der Opposition in Mosambik.

Seit 2013 gab es in Mosambik wieder Angriffe der Renamo, deren bewaffneter Flügel auch die aktuellen Wahlen ablehnt. "Auch wenn die mosambikanische Gesellschaft insgesamt befriedet ist, gibt es auf der politischen Ebene nach wie vor keine tief greifende Versöhnung. Das ist ein latent schwelender Konflikt", sagt die Historikerin Magdalena Freischlad. Sie ist auf Mosambik spezialisiert und forscht zu der Frage, welchen Beitrag die Religionen zur Versöhnung geleistet haben. Anfang August dieses Jahres wurde das inzwischen dritte Friedensabkommen unterzeichnet. "Das zeigt, wie fragil der Frieden auf politischer Ebene immer noch ist", sagt Freischlad.

Viele Bürger haben Angst vor einem Krieg

Auch wenn es keine unmittelbare Gefahr eines neuen Kriegs gebe, hätten viele Menschen doch große Sorgen. Denn das Trauma des Bürgerkriegs sitzt tief bei denen, die ihn erlebt haben. Das wirke sich auf die Wahlen aus, so Freischlad. " Viele haben Angst, die Renamo zu wählen, weil sie befürchten, dass es dann wieder zum Krieg kommt." Und die Unzufriedenheit mit der Frelimo-Regierung ist besonders im Norden sehr stark. Dort, wo die Armut am größten und die moderne Hauptstadt Maputo weit weg ist, hat die Renamo ihr größtes Wählerpotenzial.

Mosambik ist reich an natürlichen Ressourcen wie Kohle, Titan und Erdgas - und oft von Naturkatastrophen wie den Zyklonen in diesem Frühjahr betroffen. Das Land ist noch immer eines der ärmsten weltweit: Etwa die Hälfte der rund 27 Millionen Einwohner lebt unter der Armutsgrenze. Während die Mehrheit der Bevölkerung will, dass es mit dem Land aufwärts geht und sich die Lebensqualität verbessert, haben viele das Gefühl, dass der politische Konflikt zwischen Frelimo und Renamo die Entwicklung des Landes behindert", berichtet Freischlad. Für ihre Forschung hat sie mit vielen Menschen in Mosambik gesprochen.

Große Versprechen der Wahlkämpfer

Arbeit, bessere Bildung, eine gute medizinische Versorgung - das Versprechen nicht nur Frelimo und Renamo, sondern auch andere der insgesamt 26 Parteien, die sich zur Wahl stellen. Etwa die Demokratische Bewegung (MDM Movimento Democrático de Moçambique), die sich von der Renamo abgespalten hat und als dritte Kraft im Parlament vertreten ist. Doch nach wie vor hat in Mosambik die Frelimo das Sagen und ihr Einfluss ist groß. Offen zu sprechen, ist für viele Mosambikaner und Mosambikanerinnen schwierig. Wer nicht zur Frelimo hält, der hat kaum eine Chance auf beruflichen Erfolg.

Ein Mann hält eine Wahlfahne in Beira, Mosambik Quelle: reuters

Die Wahlen werden mit großer Anspannung vor allem in den weiter nördlich liegenden Provinzen Zambezia und der seit rund zwei Jahren von extremistischen Attentaten erschütterten Provinz Cabo Delgado erwartet.

Die Tropenstürme Idai und Kenneth suchten Mosambik im Frühjahr heim. Sie hinterließen eine Spur der Zerstörung, Hunderte Menschen verloren ihr Leben. Wie es inzwischen in dem Land aussieht, zeigt folgendes Video:
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