Die Fräse surrt, es klingt wie beim Zahnarzt, nur tiefer im Ton. Chefärztin Dr. Veronika Wolter bohrt sich in den Schädelknochen hinter dem Ohr der Patientin. Ein Monitoring-Gerät lotst sie mit akustischen Signalen nur wenige Millimeter am Gesichtsnerv vorbei. Hoch konzentriert schaut sie ins Mikroskop und fädelt mit Pinzetten eine hauchdünne Elektrode ein. "Das sieht gut aus. Wenn wir das hier so legen, verrutscht nichts", sagt sie zum Kollegen, der ihr assistiert. Ihr Ton ist freundlich, aber bestimmt.
Nach drei Stunden ist die Operation beendet. Veronika Wolter bedankt sich beim OP-Team für die gute Arbeit und verlässt den Saal mit aufrechter Körperhaltung und kraftvollen Schritten. Draußen streift sie Kittel und Haube ab. Hinter ihren Ohren hängen zwei dünne Rechtecke aus schwarzem Kunststoff: die Sprachprozessoren ihrer Cochlea-Implantate. Ohne diese Geräte wäre sie komplett taub.