Auf Palmöl-Plantagen arbeiten auch Kinder. Doch nicht nur deshalb ist der Rohstoff umstritten.
(Foto: Getty Images) Die Umweltorganisation WWF hat erstmals für Deutschland untersucht, in welchen Produkten Palmöl steckt: Der größte Teil wird Biodiesel. Palmöl ist ein flexibler und billiger Rohstoff, Umweltschützer prangern aber schon lange die Folgen für Umwelt und Arbeiter an. Der einzige Ausweg wäre, so der WWF, den Verbrauch drastisch zu senken - denn auch das Umsteigen auf andere Fette funktioniert nicht.Auf den ersten Blick haben Schokolade, Seife, Diesel wenig gemein. Doch was kaum jemand ahnt: In ihnen allen steckt ein bisschen Regenwald, genauer gesagt, das Fett der Ölpalme, einer Pflanze, die nur in tropischen Regionen gedeiht. Obwohl der Anbau hoch umstritten ist, wird so viel produziert und verbraucht wie nie zuvor. Gut 60 Millionen Tonnen weltweit pro Jahr, schätzen Experten. Der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland gilt als einer der höchsten weltweit. Palmöl, das vor allem aus Südostasien kommt, scheint unverzichtbar zu sein. Aber stimmt das wirklich?
Die Umweltorganisation WWF hat erstmals für Deutschland genau untersucht, in welchen Produkten Palmöl steckt. Das überraschende Ergebnis der Untersuchung ist: Der größte Teil landet nicht auf dem Teller, sondern im Autotank, als Beimischung zum Diesel. Über 40 Prozent der deutschen Palmölimporte werden dem Kraftstoff zugegeben, pro Jahr summiert sich das auf 1,8 Millionen Tonnen. Die Beimischung von Biotreibstoffen ist gesetzlich vorgeschrieben.
Wenig bekannt ist auch, dass Futtermittel, etwa für Schweine und Geflügel, relativ viel Palmöl enthalten. Das Fett ist außerdem laut WWF in der Hälfte aller Lebensmittel zu finden, etwa in Margarine oder Tiefkühlpizza. Aber auch Seife und Kosmetika basieren auf dem Rohstoff.
Umsteigen auf andere Pflanzenfette wäre auch nicht sinnvollDas Dilemma ist, mit einem Umstieg auf Rapsöl, Sonnenblumenöl oder Kokosöl ließe sich das Problem nicht lösen. Dass dies weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll wäre, haben die Umweltschützer genau berechnet. Um das Problem in den Griff zu bekommen, sieht der WWF nur eine Lösung: den Verbrauch drastisch zu senken. Und das wäre durchaus machbar, glaubt Ilka Petersen, die Betreuerin der Studie. " Deutschland könnte auf die Hälfte des Palmöls verzichten", sagt Petersen. "Es muss aus Biokraftstoffen verschwinden", fordert sie. Die deutsche Politik müsse bei diesem Thema eine Vorreiterrolle einnehmen. Um sicherzustellen, dass das Öl nachhaltiger hergestellt wird, dürften zudem künftig nur noch zertifizierte Importe erlaubt sein.
Palmöl ist nicht nur ein flexibler Rohstoff, sondern auch ein billiger. Doch Umweltschutzorganisationen prangern schon seit langem verheerende Folgen für die Umwelt und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen an. Vor allem in Indonesien und Malaysia müssen den Plantagen immer noch große Flächen Regenwald weichen. Die beiden Länder produzieren laut WWF über 80 Prozent des gesamten Palmöls. Eines der Resultate: Zahlreiche Tierarten sind bedroht, der Orang-Utan ist nur das prominenteste Beispiel.