Eigentlich ist die Sache ja ganz einfach: Tennis Borussia möchte die noch blanke Brust auf dem Trikot nutzen, um für einen Opferfonds für Betroffene von rechter Gewalt zu werben. Der Opferfonds CURA von der Amadeu Antonio Stiftung stellt den Betoffenen dank der Spenden beispielsweise neue Brillen bereit, sollten die bei einem Angriff von Rechten Schaden nehmen. Auch Umzüge werden, sollte der Wohnort nicht mehr sicher sein, mitfinanziert und unterstützt. Das ist eine gute Sache. Die Art und Weise, wie der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) diese Aktion nun aber verbietet, ist nicht zu verstehen.
Der Verband begründet das Verbot auch damit, dass er es nicht gerne sehe, wenn während der 90 Minuten Politik betrieben würde. Er setze sich sogar dafür ein, dass das nicht passiert. Außerdem habe man die Sorge, dass das Werben für den CURA Opferfonds eine „bestimmte Gruppe" provozieren könnte. Auch wenn der NOFV auf 11FREUNDE-Nachfrage diesen Personenkreis nicht näher benennen will, ist davon auszugehen, dass der Verband die Befindlichkeiten von Menschen mit rechtem Gedankengut in seiner Entscheidungsfindung nicht nur mitdenkt, sondern ihnen auch noch einen hohen Wert zumisst. Das ist ein fatales Signal.
Die Handlung steht im starken Kontrast zum wichtigen und engagierten antifaschistischen Einsatz von Klubs wie dem SV Babelsberg 03 und Tennis Borussia sowie ihren jeweiligen Fanszenen. Noch bitterer muss sich der Vorgang aber für die Personen anfühlen, die von der Werbung auf dem Trikot bei Tennis Borussia wirklich hätten profitieren können: Den tatsächlichen Opfern von rechter Gewalt, zu denen auch viele Menschen mit Migrationshintergrund gehören. Dass die Hilfe für ihr Leiden als eine mögliche Provokation gewertet und dabei Rücksicht auf eine Personengruppe genommen wird, die das tatsächlich so empfinden könnte, ist ein Schlag ins Gesicht dieser Menschen. Kein Mensch sucht sich aus, Opfer einer Gewalttat zu werden.
Der NOFV, der sich in den vergangenen Jahren bereits im Umgang mit rechten Parolen von Anhängern von Energie Cottbus und Lok Leipzig sehr zurückhaltend gezeigt hat, sucht die Mitte und lässt so aber eine klare Positionierung gegen den Rechtsextremismus vermissen und muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dieses Gedankengut nicht konsequent aus seinen Wettbewerben zu verdammen. Dabei sollte eine Positionierung gegen Rechts nicht auf der Basis einer Abwägung der politischen Interessen erfolgen. Sie sollte, nein, sie muss selbstverständlich sein. Eigentlich.