Fatou Diatta wusste, dass die Geburt ihres ersten Kindes nicht leicht werden würde. Sie wusste, dass sie dem Arzt und den Hebammen im Krankenhaus vermutlich sagen müsste, warum. Dass diese wohl nicht selbst erkennen würden, dass es ein Problem gab. Aber sie traute sich einfach nicht. Sie schämte sich zu sehr für das, was ihr als Kind angetan wurde: Mit fünf Jahren wurden Diatta die Klitoris und die Schamlippen entfernt und der Eingang ihrer Vagina künstlich verengt.
Diatta wuchs im Senegal bei ihrem Onkel in Dakar auf. Wie viele Männer in dem westafrikanischen Land lebte dieser polygam und war mit mehreren Frauen verheiratet. Es war eine dieser Frauen, die entschied, dass Diatta beschnitten werden sollte. " Excision" heißt das im Senegal. Nicht beschnittene Frauen gelten dort als vermeintlich unrein. Dabei geht es darum, ihre Sexualität zu kontrollieren. Da der Begriff der Beschneidung - in Anlehnung an die Vorhautbeschneidung - verharmlosend wirkt, hat sich international die Bezeichnung Female Genital Mutilation/Cutting (FGM/C) durchgesetzt, im Deutschen weibliche Genitalverstümmelung. Manche Betroffenen wollen wiederum nicht als "verstümmelt" bezeichnet werden.
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