Der österreichische Ort gilt für viele als hippstes Reiseziel in den Alpen - hier reihen sich Boutique-Hotels an Lost Places. Nun kommen immer mehr Investor:innen. Was macht das mit dem Ort?
Oben auf der Terrasse des Grand Hotels Straubinger befindet sich ein Pool mit Weitblick, von dem man sich der ganz eigenen Welt von Bad Gastein nähern kann. Schwimmt man nach vorn zum Rand, so schaut man hinab ins Tal, in dem Häuser mit Bäumen um die Wette wachsen. Und ringsherum auf Berghänge, die sich in den Himmel strecken, betupft von Fichten und gekrönt von schroffen Gipfeln. Wenn man über den linken Poolrand den Kopf streckt, sieht man Bad Gasteins Wasserfall. Zu hören ist sein Rauschen ohnehin die ganze Zeit. Wilde Natur und die Architektur einer Großstadt - an kaum einem Ort verschmilzt beides so wie in Bad Gastein.
Man hält sich am Beckenrand fest und lässt den Blick weiter schweifen. Hinter dem Wasserfall erhebt sich, zehn Stockwerke hoch, das Grand Hotel de l'Europe. Nur in wenigen seiner dutzenden Fenster leuchten an diesem frühen Morgen Lichter, die meisten sind schwarz. Rechts unten, auf dem Dach eines ehemaligen Hotels, das renoviert wird und in dem nun Mitarbeiter:innen des Grand Hotels Straubinger wohnen, steht einsam ein weißer Plastikstuhl. Badefreude und Baustelle, Leerstand und Luxushotel - auch das verbindet Bad Gastein.
Es ist ein Ort voller Gegensätze, Geheimnisse, Geschichten. Ein Ort, der Fragen aufwirft. Diese Reportage nähert sich der Frage an, wo Bad Gastein aktuell steht. Denn dem Ort wurde in den vergangenen Jahren weltweit prophezeit, er werde zu alter Glorie zurückfinden.
2016 bezeichnete beispielsweise der kanadische Journalist Tyler Brûlé, der das einflussreiche Lifestyle-Magazin „Monocle" gegründet hat, Bad Gastein als „Berlin der Berge". Im selben Jahr schrieb der Journalist David Baum in DB MOBIL, dass der Ort wie „Phoenix aus der Asche" auferstehe.
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