Charline Troue hat Glück. Ihre drei Kinder, zwei, drei und vier Jahre alt, können eine Kita in Oslebshausen besuchen. Das ist in Bremen, wo zuletzt 900 Kitaplätze fehlten, nicht selbstverständlich. Doch im Sommer 2020 ist es vorbei mit dem Glück: Dann wird es die vier Gruppen des Kinderhauses am Pulverberg, das ihre Kinder besuchen, nicht mehr geben. Die Container, in denen sie täglich betreut werden, haben nur eine begrenzte Laufzeit, heißt es vom Träger der Einrichtung, der Hans Wendt gGmbH. Damit verlieren rund 60 Kinder ihren Kita-Platz - und schon jetzt gibt es Probleme mit der Standortgenehmigung für die Container.
Troue und die anderen Eltern wissen seit dem Sommer, dass sie sich für den kommenden Herbst um einen anderen Kita-Platz bemühen müssen. Bei den betroffenen Familien sorgt das für Fassungslosigkeit. „Die Kindergruppen werden auseinandergerissen", sagt Troue, die auch Elternsprecherin des Kinderhauses ist. „Das betrifft so viele Familien." Viele Eltern seien auf eine Unterbringung in der Nähe angewiesen, weil sie kein Auto haben oder keine Möglichkeit, ihre Kinder in andere Stadtteile zu bringen.
Bogedan: „Unsere Ziele sind nicht unrealistisch"Dass die Container, die vor knapp zwei Jahren über die sogenannte Sofortmaßnahme Mobilbauten in Oslebshausen aufgestellt wurden, nicht ewig dort stehen können, weiß Troue. Doch die Kinder jetzt ohne Hoffnung auf Betreuung allein zu lassen, das stört die Mutter. Deswegen setzt sie sich für ein Auslaufen des Angebots ein: „Wir wünschen uns, dass die jetzt betreuten Kinder bis zum Ende ihrer Kita-Zeit dort bleiben können." Mit diesem Gesuch ist sie auch an die Bildungsbehörde herangetreten, allerdings ohne Erfolg: „Die waren total unkooperativ." Wie es weitergehen soll, weiß keine der betroffenen Familien.
Mobilbauten an Stellen aufgebaut, wo stetige Einrichtungen im Bau warenAuch der Träger, die Hans Wendt gGmbH, hätte sich erhofft, den Familien weiterhin ein Betreuungsangebot zu machen, sagt Geschäftsführer Schnabel. Dass das Kinderhaus am Pulverberg nicht als Dauerlösung gedacht ist, sei von Anfang an klar gewesen: Viele der Mobilbauten wurden vor zwei Jahren an Stellen aufgebaut, wo stetige Einrichtungen bereits im Bau oder in der Planung waren. Das Kinderhaus gehörte hingegen zu drei bis vier Einzelfällen, bei denen zunächst keine Verstetigung geplant war; es mangelte an einem entsprechenden Standort und einem Investor. „Darauf haben wir uns eingelassen", sagt Schnabel. Bereits bei einem Elternabend im Dezember 2018 habe die Kita vor der neuen Anmeldephase interessierte Familien wissen lassen, dass es über den Sommer 2020 hinaus keine Garantie für einen Kitaplatz gibt.
Doch auch das laufende Kitajahr ist heikel: Der Mobilbau war für 23 Monate genehmigt, die laufen Ende September aus. Auf eine in der Behörde angeforderte Verlängerung wartet der Betreiber seit Monaten. Zuletzt habe er im Frühjahr von Ansprechpartnern im Bildungsressort gehört, sagt Schnabel, eine offizielle Erlaubnis hat er bis heute nicht. „Es hieß, wir können davon ausgehen, dass wir bis Sommer 2020 weitermachen können." Mehr als die mündliche Zusage, dass die Container bis zum Ende des Kita-Jahres stehen bleiben können, hat der Träger allerdings nicht. „Wir sind in einem Mobilbau ohne Standortgenehmigung", sagt Schnabel.
Wie Bremer Familien mit dem Mangel an Kita-Plätzen umgehenDas ist eine Entwicklung, die noch vor eineinhalb Jahren kaum denkbar gewesen sei, sagt Schnabel. Denn: Unweit der Kita sei zu diesem Zeitpunkt ein Gelände in die nähere Auswahl gekommen, wo die vier Kita-Gruppen nach dem Ablauf der Sofortmaßnahme hätten weiter betreut werden können. Im November 2019 wäre ein Umzug möglich gewesen, sagt Schnabel. Allerdings hatte auch die Sozialbehörde zuvor Interesse gezeigt, nach Angaben von Schnabel wurden sich die Ressorts nicht einig. „Damit war das Anschlussangebot vom Tisch." Weitere Standorte schlug die Bildungsbehörde nicht vor, deshalb zog der Träger einen Schlussstrich. „Wir können so nicht planen. Es ist eine ungünstige Situation, aber wir mussten eine Entscheidung fällen", sagt Schnabel. Auch ihn ärgert die Situation: „Für die Eltern ist das blöd, und auch wir als Träger sind enttäuscht."
Nach Angaben der Bildungsbehörde ist die Standortgenehmigung für die Container aktuell im Verfahren. Daran sind sowohl die Baubehörde als auch die städtische Liegenschaft Immobilien Bremen beteiligt. „Unsere Mitarbeiter sind dran", sagt Annette Kemp, Sprecherin des Bildungsressorts. Details, warum es keine Einigung für eine Verstetigung gab, nennt sie nicht. „Das war aus verschiedenen Gründen nicht möglich."
Charline Troue hat bereits begonnen, sich nach neuen Kitaplätzen für ihre Kinder umzusehen. Eine schwierige Aufgabe: Selbst Einrichtungen in Oslebshausen, die erst in diesem Kitajahr öffnen, haben eine Warteliste.
In Bremen fehlen 900 Kita-Plätze Rétablir l'original