Am 25. November startet die Netflix-Fortsetzung der Kultserie, „ Gilmore Girls - Ein neues Jahr", in vier 90-minütigen Episoden. Damit gibt es nach neun Jahren ein Wiedersehen mit dem berühmten Mutter-Tochter-Duo und vielen beliebten Charakteren aus dem kleinen Städtchen „Stars Hollow".
Die Fans erwarteten die Fortsetzung der Serie sehnsüchtig. Denn die siebte und letzte Staffel der Serie, die 2007 über die Fernsehbildschirme flimmerte, entsprach nicht wirklich dem, was sie sich für ihre Heldinnen erwartet hatten. Die merkwürdigen Entwicklungen in den Beziehungen der beiden Hauptfiguren gaben Rätsel auf, denn sie waren von ungewöhnlich viel Drama und Eifersüchteleien bestimmt. Keine Staffel fuhr so schlechte Quoten wie die bis dato letzte ein. Das mag damit zusammenhängen, dass Showrunnerin Amy Sherman-Palladino wegen vertraglicher Differenzen nicht mehr an der Produktion beteiligt war. Am Ende gab sie offen zu, dass sie sich den Abschluss der Serie anders erträumt hatte.
Die Geschichte der ersten Staffel war so charmant wie simpel: Lorelai Gilmore (Lauren Graham) wurde mit 16 ungewollt schwanger und verließ daraufhin das Haus ihrer reichen Eltern Emily und Richard (Kelly Bishop und Edward Herrmann). Die erste Staffel setzte 2000 ein, als Rory (Alexis Bledel) gerade 16 war und die Mutter nun wieder an ihre eigenen Eltern herantreten musste, um den Privatschulenbesuch ihrer hochintelligenten Tochter zu finanzieren. Denn die wollte eines Tages nach Harvard gehen.
>> Quiz: Wie gut kennen Sie die Gilmore Girls << 90-minütiger Rundgang durch Stars HollowWas folgte, waren spannende Geschichten rund um Rorys Schul- und Studienzeit, Lorelais brodelnden Konflikt mit ihren Eltern und ihre Anstrengungen, sich mit ihrem eigenen Hotel selbstständig zu machen. Die toughe, alleinerziehende Mutter und ihre kluge, zielstrebige Tochter - all das fand vor der charmanten Kulisse des fiktiven „Stars Hollow" statt, das vor gründungsväterlichem Kitsch und exzentrischen Bewohnern nur so strotzte. Vor allem für seine scharfsinnigen Dialoge und die Anspielungen auf Musik, Kultur, Film und Bücher wurde die Serie gelobt.
In der Netflix-Fortsetzung ist Sherman-Palladino wieder dabei. Und für sie scheint der Moment gekommen zu sein, die Geschichte nach ihren Vorstellungen zu Ende zu erzählen. Obwohl eigentlich neun Jahre vergangen sind, hat sich wenig verändert. So gleicht besonders die erste Folge einem 90-minütigen Rundgang durch Stars Hollow und einem Wiedertreffen mit alten Freunden. Was die beiden titelgebenden Damen allerdings aktuell beruflich und privat umtreibt, darf noch nicht verraten werden.
Dass alle von Rorys Ex-Freunden, Logan (Matt Czuchry), Jess (Milo Ventimiglia) und Dean (Jared Padalecki), mehr oder weniger prominent auftreten, brachte die Gerüchteküche ins Brodeln, mit wem Rory am Ende zusammen kommen würde. Überhaupt, sind Lorelai und Luke nach all den Jahren endlich verheiratet? Was die beiden, in den frühen 2000ern als starke Frauenfiguren inszenierten Damen sonst mit ihrem Leben in den neun Jahren angestellt hatten, schien nebensächlich zu sein.
Richard Gilmore fehltDas sorgte bei den Machern für wenig Begeisterung, denn von so viel Reduzierung der beiden Hauptfiguren auf ihren Beziehungsstatus war selbst Sherman-Palladino genervt. Da diese Frage allerdings auch in der Werbestrategie der Serie keine unwichtige Rolle spielte, scheint die Serie in manchen Aspekten noch nicht in den 2010ern angekommen zu sein und kann es mit den komplexen Frauenfiguren vieler Serien nicht recht aufnehmen.
Natürlich hat sich ein wenig geändert in Stars Hollow - und nicht alles zum Guten. Denn der plötzliche Tod des Schauspielers Edward Herrmann im Jahr 2014 zog für die Macher auch die Entscheidung nach sich, dass Richard Gilmore das gleiche Schicksal ereilen sollte. Damit klafft von der ersten Sekunde an ein bedeutendes Loch im Ensemble, das nicht zu füllen ist. Allerdings verleiht genau dieser Erzählstrang der Fortsetzung eine ungeahnte Stärke durch ihre Darstellung von Verlust und Trauer.
Rückkehr altbekannter MotiveEmily Gilmore, die 50 Jahre mit ihrem Mann verheiratet war und nun nicht mehr weiß, wie sie ihren Alltag gestalten soll. Und Lorelai, die durch den Verlust ihres Vaters vor allem immer öfter mit ihrer Mutter in Streit gerät und auch ihre eigene Lebenssituation infrage stellt. Dieser Vergleich zwischen der altmodischen, in der Rolle der Ehefrau völlig aufgegangenen Emily und der unabhängigen, Bindungen schon immer scheuenden Lorelai zeigen eine unvergleichliche erzählerische Tiefe.
Die Begeisterung ihrer Fans ist der Gilmore-Girls-Fortsetzung garantiert. Denn mit den beliebten Charakteren kehren auch viele altbekannte Motive zurück, die die Serie einst so beliebt machten und ihr diesen ganz besonderen Charme verliehen. Damit mag sie völlig in der Zeit stehengeblieben sein, aber schließlich ist eine Kompletterneuerung noch kein sicheres Rezept für eine gute Geschichte. Und der altbewährte, etwas staubige Charme funktioniert auch nach neun Jahren immer noch. Einmal Gilmore, immer Gilmore!