Sauberes Trinkwasser ist ein Menschenrecht. Oder? So deklarierten es die Vereinten Nationen im Jahr 2010. Für den Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé ist sauberes Trinkwasser vor allem ein profitables Geschäftsmodell. Den Handel mit dem Wasser dokumentiert der Schweizer Filmemacher Urs Schnell in seinem Film „Bottled Life".
„Pure Life" heißt das meistverkaufte Flaschenwasser der Welt, mit dem der Nestlé-Konzern Millionen verdient. Ein makabrer Name, wenn man bedenkt, dass dieses Wasser für viele Menschen aus Pakistan und Nigeria alles andere als erschwinglich ist - aus diesen Ländern nämlich stammt das Quellwasser für „Pure Life".
Für eine Wagenladung Wasser zahlt Nestlé etwa zehn US Dollar - einmal abgepackt und im Ladenregal stehend, verkauft der Konzern die gleiche Menge Wasser für 50.000 US Dollar. In Nigeria und Pakistan dagegen gibt es keine funktionierende öffentliche Trinkwasserversorgung. Die Menschen müssen ihr eigenes Quellwasser teuer zurückkaufen - oder schmutziges Wasser trinken; Gesetzeslücken in der Nutzung von Grundwasser ermöglichen es Nestlé, die Wasserquellen der Länder zu erschließen und zu privatisieren.
Eigentlich wollte der Schweizer Regisseur Urs Schnell eine Dokumentation über Trinkwasser im Allgemeinen drehen, dann stieß er bei seinen Recherchen auf Nestlé. Der Konzern zeigte sich wenig kooperativ; für Interviews stehe man nicht zur Verfügung. „Bottled Life" zeigt Schnells Team vor verschlossenen Toren bei Nestlé. Der unternehmensnahe Rechtsanwalt Ahmad Rafay Alam dagegen hat weniger Probleme damit, die Geschäftsinteressen zu offenbaren: „Da ist ein Markt, wo niemand Flaschenwasser trinkt. Wenn wir hier dies und das machen, dann haben wir mit einem Mal zehn Millionen Konsumenten. Wie ist das? Ist doch brilliant!"
Schnells Film ist eine spannende Dokumentation über die Strategien eines Großkonzerns im Krieg um Wasser. Er zeigt die gezielte Übernahmepolitik, die den Konzern zum Marktführer machte, und seinen Umgang mit Menschen, die ihm im Wege stehen. Im US-Bundesstaat Main wehrten sich die Menschen gegen Ausbeutung ihrer Quellen durch Nestlé. Immer wieder versuchte das Unternehmen die Bürgerinitiativen zu zerschlagen. Nach langem Kampf konnten sich die Bürger jedoch erfolgreich wehren. Dabei wird eines klar: Legal ist nicht immer ethisch oder moralisch vertretbar -Nestlé scheint das egal zu sein.