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Betreiber ächzen: Gähnende Leere in Hammer Fitnessstudios

Normalerweise ist der Ansturm in Fitnessstudios im Januar besonders groß. Die Geräte sind voll belegt, genauso wie die Kursräume. Dieses Jahr ist das anders. Auch in Hamm. Wir haben nachgefragt.

Hamm - Seit dem 28. Dezember gilt in Fitnessstudios die 2G-plus-Regel. Geimpfte und Genesene müssen zudem einen negativen Schnelltest vorweisen, der nicht älter ist als 24 Stunden. Alternativ werden auch PCR-Tests akzeptiert, die 48 Stunden gültig sind. Für Geboosterte entfällt die Testpflicht seit Donnerstag. Zudem können sich Kunden nun vor Ort selbst testen. Studiobetreiber hoffen, dass sie deshalb wieder mehr Kundinnen und Kunden begrüßen können. Denn die Branche ist gebeutelt, erst durch Lockdowns, jetzt durch 2G-plus.

„Je strenger die Maßnahmen, desto weniger Kunden trainieren bei uns", sagt Jannick Kastner, Studioleiter von Viva-Fitness am Alten Uentroper Weg. Weil die Lage seit Langem unsicher sei, hätten viele ihre Mitgliedschaft gekündigt. Andere hätten sich nach monatelangem Lockdown nicht wieder für das Training motivieren können. „Viele trainieren aus gesundheitlichen Gründen, nicht, weil sie so viel Spaß am Training haben. Wenn ihre Routine wegbricht, ist es schwer, sich wieder aufzuraffen", sagt Kastner. Ähnliches gilt für Neukunden. Für einige sei es ohnehin eine Überwindung, sich anzumelden. Wenn Hürden wie die Testpflicht hinzukämen, kämen sie erst recht nicht ins Studio. Seitdem 2G um ein Plus erweitert wurde, empfange Kastner schätzungsweise zehn Prozent weniger Kunden als in den Monaten davor, sagt er.

Wie viel weniger Kundinnen und Kunden seit der neuen Verordnung trainieren, ist von Studio zu Studio unterschiedlich. Der Leiter des Fitnessstudios Aktivita, Thomas Johannpeter, schätzt, dass Bestandskunden das Fitnessstudio an der Hafenstraße zu rund einem Viertel seltener besuchen. Thorben Huck, Leiter des Fitnesslofts an der Römerstraße, beobachtet, dass sein Studio zu den Stoßzeiten nach wie vor gut gefüllt sei. Lediglich zu den Randzeiten sei es etwas leerer. Beschäftigte der Studioketten McFit, FitX sowie All-Inclusive-Fitness dürfen sich zu ihren Einschätzungen nicht äußern. Sie verweisen auf ihre bundesweiten Pressestellen. Fabian Edelmann, Pressesprecher von Bestfit, kann klare Zahlen für das Hammer Studio All-Inclusive-Fitness im Hammer Süden liefern. Seitdem 2G-plus gilt, besuchen dort 53 Prozent weniger Kunden das Studio im Vergleich zum Normalbetrieb.

Unterschiedlich große Entfernung zum Testen

Dass die Zahl der Kunden in den Studios unterschiedlich stark zurückgegangen ist, könnte auch daran liegen, dass Teststellen unterschiedlich weit entfernt liegen. Vom Fitnessloft bis zum nächsten Testcenter sind es 800 Meter, vom Viva-Fitness-Studio muss man hingegen rund 3,5 Kilometer gehen oder fahren. „Als die 2G-plus-Verordnung vor der Tür stand, haben wir uns dafür beworben, ein Testzentrum auf unserem Parkplatz einzurichten. Das wurde allerdings abgelehnt", sagt Studioleiter Kastner.

Wieso der Antrag abgelehnt wurde? „Die Testkapazitäten der aktuell bestehenden Testzentren reichen nach unserer Einschätzung und Wahrnehmung derzeit aus", schreibt Lukas Huster, Pressesprecher der Stadt Hamm.

Kastner frustriert das. „Viele Kunden fragen, wo die nächste Teststelle zu finden ist. Der Bedarf ist also da", sagt er. Seit Donnerstag ist der Bedarf nun gesunken, weil ein Booster beziehungsweise die Genesung vor kurzer Zeit für den Besuch reicht beziehungsweise Kunden Selbsttests vor den Augen des Personals machen können. „Ich begrüße das Angebot sehr, weil es Kunden Zeit spart. Im Fitnessloft wurde die Option bereits genutzt", sagt Huck.

Gerade Geboosterte ohne Verständnis für 2G-plus

Das Aktivita hat ein eigenes Testzentrum aufgebaut. Kunden müssen 20 Minuten vor Kursbeginn vor Ort sein, um auf das Testergebnis zu warten, meint Johannpeter. Das würden einige zeitlich nicht schaffen.

Unter den Kunden ist die Stimmung gemischt. „Viele haben sich mit der Testpflicht arrangiert. Sie testen sich so, dass sie innerhalb von 24 Stunden zweimal trainieren können. Einige fühlen sich auch sicherer", sagt Huck vom Fitnessloft. Diesen Eindruck hat auch Johannpeter. „Gerade ältere Kunden fühlen sich sicherer", sagt er. Bei anderen stößt die Verordnung auf Unverständnis. „2G haben die meisten noch gut angenommen. Seit dem Plus dahinter sind viele nur noch genervt", sagt Kastner.

Gerade geboosterte Kunden hätten laut Johannpeter kein Verständnis für 2G-plus. Deshalb begrüßt er, dass Geboosterte nun von der Testpflicht ausgenommen sind. Die Zahlen von Bestfit zeigen, dass das nicht nur Kundinnen und Kunden, sondern auch die Fitnessbranche entlastet. „In anderen Bundesländern, wo die Sonderregel für Geboosterte schon länger gilt, sehen wir kaum einen Rückgang der Besucherzahlen", sagt Edelmann. Während die Meinungen über 2G-plus gespalten sind, zeichnet sich bei der Sonderregelung für Geboosterte ein eindeutigeres Bild. Die Studiobetreiber begrüßen sie. „Alles, was kein Lockdown ist, geht in die richtige Richtung", sagt Huck.

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