Für Muslime hat am Mittwochmorgen der Ramadan begonnen. Während der Fastenzeit wird vom Morgengrauen bis zum Sonnenuntergang weder gegessen noch getrunken. Noch schwieriger wird der Verzicht bei Leistungssportlern wie Metin. Von Leonie Schwarzer
20:15 Uhr. Das Training beim SV Sparta Lichtenberg geht langsam zu Ende. Es riecht nach gemähtem Rasen und von der Seite gibt der Trainer immer wieder Anweisungen. Etwa 20 junge Männer in roten Trikots spielen gegeneinander. Unter ihnen ist auch Metin Karasu. Er ist 20 Jahre alt, wohnt in Berlin-Kreuzberg und studiert an der Polizeischule. Daneben spielt er Fußball: drei Mal die Woche Training und dann auch noch ein Spiel am Wochenende. Trotzdem fastet er: "Während des Trainings, wenn man ein bisschen Durst hat, ist das wie eine Wüste im Mund, sagt er, "aber das hält man schon durch."
Der Ramadan ist der Fastenmonat für Muslime. Zwischen Morgengrauen und Sonnenuntergang verzichten die Gläubigen völlig auf Essen, Trinken, Geschlechtsverkehr und Rauchen. Ausgenommen davon sind Schwangere, Reisende, stillende Mütter, Kinder, Kranke und Alte. In diesem Jahr endet der Ramadan am Abend des 14. Juni.
Wenn die anderen essen und trinken, schaut er weg
Seine Mitspieler, so sagt Metin, sind verständnisvoll. "Die wissen, dass ich meinen Glauben lebe und respektieren das Ganze", sagt Metin. Nur wenn die anderen vor ihm trinken oder essen, dann schaut er am liebsten einfach nicht hin: "Das fällt einem extrem schwer." Angst davor, ohnmächtig zu werden, habe Metin nicht. "Aber nach dem Training im Ramadan ist es schon echt heftig", sagt Metin, "man hat Durst, man hat Hunger, man ist extrem schlapp und man hat keine Lust, den Weg nach Hause zu gehen. Andere Probleme habe ich aber nicht."
Das Training endet um 20:30 Uhr, dann geht es für Metin schnell nach Hause. Zwar riecht es im Haus schon verführerisch nach Essen, allerdings muss sich Metin noch bis zum Sonnenuntergang gedulden. Wenn es dann dunkel ist, wird mit Familie und Freunden gemeinsam gegessen: "Jeder ist glücklich und freut sich, wieder etwas zu essen und zu trinken." Auf dem Tisch stehen türkische Gerichte wie Manti, Lahmacun, Reis oder Salat. "Das ist das schlimmste am Ramadan: Dass man die ersten Tage alles schnell zu sich nimmt", sagt Metin und lacht, "dann geht es wirklich auf den Magen, man hat direkt Schmerzen nach dem Essen und bereut es." Nach der ersten Woche wisse man aber wieder, wie man vorgehen müsse.
Nachts klingelt der Wecker für einen Snack
Nachts stellt sich Metin seinen Wecker, trinkt und isst noch einmal bevor die Sonne aufgeht. Danach legt er sich wieder schlafen. Für ihn als Sportler ist es besonders wichtig, nachts viel zu trinken.
Viel Sport und Ramadan gleichzeitig - das macht Metin nicht zum ersten Mal. Seit er fünf ist, spielt Metin Fußball und seit er zehn ist, fastet er auch jedes Jahr. "Mein Gott hilft mir dabei und viel Geduld", sagt Metin, "man muss sich mit Aktivitäten beschäftigen, ablenken."
Sendung: Radio Fritz, 15.05.2018, 09:10 Uhr