Von Lena von Holt
Beitrag hören Podcast abonnieren Graffito am Fabriktor von Viome: Besetzen, Widerstehen, Produzieren. (Ilir Tsouko )In Thessaloniki haben Arbeiter 2011 ihre Fabrik besetzt und organisieren seither den Betrieb selber. Trotz aller Schwierigkeiten erhalten sie so ihre Jobs - und wollen nun mehr: Ein Gesetz, das ihre Selbsthilfe wie in anderen Ländern legalisiert.
Dichter Zigarettendunst sammelt sich im grellen Licht der Neonröhren. Der mit Stein geflieste Flur ist gerade einmal zwei Meter breit. Hier, im zweiten Stock des Gerichtsgebäudes von Thessaloniki stehen etwa 30 Arbeiter und warten. Weiter dürfen und können sie nicht - sieben Polizisten versperren ihnen den Weg. Es ist Freitag, 11 Uhr. Wie jeden Tag hätten die Arbeiter auch heute in der Fabrik stehen sollen, Seife produzieren. Aber heute gibt es Wichtigeres zu tun: Sie wollen ihre Fabrik retten. Wollen verhindern, dass sie zwangsversteigert wird. Das, was sie über Jahre hinweg aufgebaut haben, bewahren.
Alekos Sideridis hat die Arme vor der Brust verschränkt. Er beobachtet die Tür am Ende des Flurs. Dort liegt eine Liste aus, in der sich interessierte Käufer der Fabrik eintragen können. Alekos, 51 Jahre alt, das T-Shirt spannt über seinem Bauch, die dichten Brauen über den Augen verleihen seinem Blick etwas Ernsthaftes.
Feiner weißer Staub überall24 Stunden vorher: Arbeitsroutine vertreibt die Nervosität vor dem morgigen Termin: Alekos hält einen Eisenstab in der Hand. Mit großen, ausholenden Bewegungen rührt er die weiße Seifenmasse um, die in einem 90-Grad heißen Wasserbad steht. Wasserdampf steigt ihm ins Gesicht.