„Die Welt stand auf, als Rosa Parks sitzen blieb", heißt es in verschiedenen populären Liedern. Denn die Afroamerikanerin Rosa Parks bleibt am 1. Dezember 1955 in einem Bus in Montgomery, Alabama sitzen, obwohl sie vom Fahrer aufgefordert wird, für einen weißen Fahrgast den Platz zu räumen. Es ist ein kalter, trüber Donnerstagnachmittag. Die damals 42-Jährige fährt von der Arbeit im Kaufhaus Montgomery Fair nach Hause. Sie sitzt auf einem Platz im mittleren Teil des Busses, den schwarze Personen zwar benutzen durften, aber sofort räumen mussten, sobald ein weißer Fahrgast einstieg. Zuvor hatte Parks vorne beim Fahrer ein Ticket gekauft, dann wieder aussteigen müssen, um im hinteren Teil des Busses wieder einzusteigen. Dieses rassistische Vorgehen ist zu der Zeit üblich und dient zur Segregation, die schwarze Menschen von Weißen fern halten soll.
Oft war es Parks schon passiert, dass der Bus dann losfuhr, bevor sie in den hinteren Teil einsteigen konnte. Der Fahrer bei dem das geschehen war, ist James Blake, ein Weißer, der mit seinem Verhalten sein rassistisches Denken klar zum Ausdruck bringt. „Bewegt euch, ich brauche eure Sitze", blafft der Fahrer Parks und ein paar Sitznachbar*innen an. Ein paar weiße Fahrgäste steigen ein. Sie erkennt den Fahrer, es ist James Blake. Die Sitznachbar*innen räumen eilig den Platz. Parks blickt ihm klar in die Augen. „Nein", sagt sie mit sanfter, aber bestimmter Stimme. Nachdem Blake mit der Polizei droht, antwortet sie nur ruhig: „Das können Sie gerne machen." Und als die Polizei dann da ist fragt sie nur: „Warum stoßt ihr uns herum?" Daraufhin wird Parks festgenommen und abgeführt. Später sagt sie in ihrer Autobiografie dazu: „Ich wollte nur frei sein, wie jeder andere auch. Ich wollte nicht immerzu gedemütigt werden, wegen etwas, auf das ich keinen Einfluss hatte: Die Farbe meiner Haut."
Geboren wird Parks am 4. Februar 1913 als Rosa Louise McCauley in Tuskegee, Alabama. Dort wächst sie zusammen mit ihrem Bruder bei ihrer Mutter und ihren Großeltern auf einer Farm auf. Der Vater verlässt die Familie als sie zwei Jahre alt ist. Bis zu ihrem elften Lebensjahr unterrichtet ihre Mutter, die von Beruf Lehrerin ist, sie von zu Hause aus. Danach geht sie auf Schulen speziell für Afroamerikaner*innen. Denn auch das ist zur damaligen Zeit eine rassistische Segregationsmaßnahme der weißen Regierung. Als Kind lässt sie sich von ihrer Großmutter die Bibel vorlesen und beobachtet ihren Großvater dabei, wie er mit einem Gewehr in der Hand vor der Haustür steht, um sich und seine Familie gegen den rassistischen und gewalttätigen, vor allem in den Südstaaten der USA aktiven Geheimbund, Ku- Klux -Klan verteidigen zu können, dessen Anhänger nicht allzu selten durch ihre Straße marschieren.
Auslöser eines MassenboykottsSchon als junge Frau setzt sich Parks neben ihrem Beruf als Schneiderin für die Rechte afroamerikanischer Bürger*innen ein. Mit 19 Jahren heiratet sie Raymond Parks, der Mitglied in der Wahlrechtsbewegung National Association for the Advancement of Colored People des Präsidenten Richard Nixon ist. Diese setzt sich für die Rechte von Afroamerikaner*innen. Dort hilft sie als Nixons Sekretärin aus, kümmert sich um die Jugendarbeit und dokumentiert die Fälle von Übergriffen auf Schwarze.
Nach ihrer Festnahme am 1. Dezember 1955 wurde Parks am 5. Dezember „Wegen Störung der öffentlichen Ruhe" zu einer Strafe von 10 Dollar und 4 Dollar Gerichtskosten verurteilt. Zwar kommt sie auf Kation am gleichen Abend frei, löst aber nach ihrer Verurteilung einen Boykott von Bussen und Bahnen bei der Schwarzen Community aus. Die Bürgerrechtsorganisation Womens Political Council, der politische Frauenrat der Stadt Montgomery, der sich mit den damals betitelten „Rassenproblemen" auseinandersetzt, verteilte am Abend 35.000 Flugzettel, in denen zu dem eintägigen Boykott aufgerufen wird, um Solidarität mit Rosa Parks zu zeigen.
Aus dem Vorfall heraus gründet sich die Bewegung Montgomery Improvement Association, mit dem bekannten Bürgerrechtler Martin Luther King Jr. als Vorsitz. Dieser kündigt in einer Rede kurz nach der Verurteilung an, den Boykott fortzusetzen. Fast 100 Prozent aus der Community beteiligen sich. Durch den ökonomischen Druck, der durch den Boykott entsteht, wächst auch der Druck auf die Regierung, sodass am 20. Dezember 1956, knapp ein Jahr später, die rassistische Segregation in Bussen und Bahnen als verfassungswidrig erklärt wird.
Von der schwarzen Community als Mutter- und Ikone der Bürgerrechtsbewegung gefeiert, bekommt Parks viele Beleidigungen und Drohungen von ihren Gegner*innen. Sie verliert sogar ihren Job und muss mit ihrem Mann nach Detroit umziehen. Das hält Parks nicht davon ab, weiter für die Rechte afroamerikanischer Bürger*innen einzustehen. Sie bleibt weiter in der Bewegung, gründet 1987 das Rosa- und Raymond- Parks - Institut, das für Selbstbestimmung steht und Jugendlichen die Bürger*innenrechte näher bringen soll. Später in ihrer Biografie sagt sie: „Rassismus ist allgegenwärtig. Aber es liegt an uns unsere Kinder darauf vorzubereiten und hoffentlich können wir ihn irgendwann überwinden."
Durch Parks ist ein entscheidender Sieg in der Bürgerrechtsbewegung gewonnen. „Nur wenige Menschen können sagen, dass ihre Taten und ihr Verhalten das Gesicht der Nation verändert haben, und Rosa Parks ist eine von ihnen", würdigt sie der Kongressabgeordnete John Conyers, als Rosa Parks am 24. Oktober 2005 in Detroit, Michigan, im Alter von 92 Jahren, stirbt. Denn sie hatte mit ihrem stillen Protest, eine ganze Stadt zum Aufschrei gebracht.