13 abonnements et 5 abonnés
Article

Eine Schmiede der guten Ideen

Das Fachgeschäft für Stadtwandel als soziale Anlaufstelle im Viertel [Foto: Ravi Seijk]

Das Fachgeschäft für Stadtwandel ist ein Ort, an dem Kinder, Studierende und Senioren kulturübergreifend zusammen kommen. Eine Reportage über Integration, Nachhaltigkeit und den Versuch , neuen Ideen einen Raum zu geben.

Der Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee vermischt sich mit dem fröhlich klingenden Stimmengewirr der Gäste, woraus sich eine warme Atmosphäre in der langen Industriehalle ergibt. „Die Getränke gehen aufs Haus." Björn Ahaus ist einer der ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen im Fachgeschäft für Stadtwandel in Essen. Aber auch wenn die Gäste hier ihren Kaffee kostenlos bekommen können, überlebt der Laden auf Dauer nur, wenn die Leute eine Kleinigkeit spenden. Am Eingang des Ladens auf der Gemarkenstraße in Holsterhausen steht ein großer Holztisch an dem eine Gruppe junger Menschen zusammen arbeitet. „Der Laden ist ein unkommerzieller Begegnungsort", erklärt Ahaus. „Wir haben oft Co-Working-Gruppen, die unseren Internetanschluss nutzen, und hier gemeinsam arbeiten können."

Ebenso ist der Tisch dafür gedacht, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. „Unsere Kernthemen sind Integration und Nachhaltigkeit", sagt Ahaus. „Wir haben damals ein Sharingkonzept entwickelt, mit dem Ziel, das Teilen zu fördern." So ist das Team vom Fachgeschäft einem Projektaufruf von verschiedenen Stiftungen gefolgt, die sich Energie fürs Quartier nennen. Ziel ist es, Projekte zu verwirklichen, welche die Stadt lebenswerter machen und nachhaltig verändern sollen. „Hier in Holsterhausen gibt es keine öffentlichen Räume, wo man sich gut aufhalten kann," erzählt Ahaus. Deshalb sei die Idee, den Stadtteil durch Projekte wie dem „Parking-Day" oder dem „Stadtradeln", menschenfreundlicher zu gestalten. Hier geht es darum, an einem Tag den Parkraum für Autos in Lebensraum zu verwandeln oder befahrene Straßen in Fahrradrouten zu ändern.

Gelebte Vielfalt an einem Ort

Im Fachgeschäft für Stadtwandel selbst, gibt es außer der Kaffee- und Kuchenecke noch einen Secondhand-Bereich und eine Mitmachwerkstatt. „Der Secondhandshop ist in Zusammenarbeit mit dem Runden Tisch Holsterhausen entstanden, eine Initiative für Nachhaltigkeit, die eine Gruppe Studierender der Uni Duisburg-Essen ins Leben gerufen hat," erklärt Ahaus. Die Kleidung wird an den Laden gespendet und für kleines Geld vorrangig an geflüchtete Menschen verkauft. „Die laden wir auch explizit hierher ein, um einen Ort zu schaffen, an dem Geflüchtete mit Menschen in Kontakt kommen können die schon länger oder immer hier leben", so Ahaus.

Daraus sei bereits eine interkulturelle Musikgruppe entstanden. In der Mitmachwerkstatt arbeiten Ehrenamtler*innen, die ihren Kund*innen hauptsächlich bei der Fahrradreparatur zur Seite stehen. Allerdings ist die Werkstatt nicht als reine Dienstleistungsstelle anzusehen, sondern eher als ein gemeinsames Projekt. „Die Kunden können unsere Werkzeuge kostenfrei nutzen und haben Leute zu Verfügung, die gerne bei der Reparatur behilflich sind", sagt Ahaus. Das Wichtigste sei jedoch, dass man am Ende selbst etwas lerne. Auch hierbei stehe der Nachhaltigkeitsgedanke im Vordergrund, indem die Menschen reparieren, anstatt direkt wegzuwerfen und neu zu kaufen.

Studentin Lisa ist von dem Konzept des Ladens begeistert. „Ich habe durch Freunde erfahren, dass es hier einen Foodsharing-Kühlschrank gibt. Am nächsten Tag habe ich mir hier direkt etwas zu Essen ergattern können. Das ist gerade für Studierende am Ende des Monats ziemlich praktisch." Lisa gefällt vor allem die Atmosphäre im Laden: „Als Besucher spürt man, dass wirklich jeder Mensch hier willkommen ist."

Über das Ladengeschehen hinaus, finden im Fachgeschäft für Stadtwandel unterschiedliche Veranstaltungen statt. Das Angebot reicht vom Kinderspieltreff und der musikalischen Früherziehung, über das Format „Stadtgezwitscher", bei dem sich junge Initiativen aus dem sozialen und nachhaltigen Bereich vorstellen und Kurzvorträge halten, bis hin zu der Veranstaltungsreihe „Mäuse für Ältere", eine Jobbörse für Senioren. „Das Schöne ist, dass hier immer neue Projekte entstehen", findet Ahaus. „Einmal hat mich eine Freundin angesprochen, die gerne mit ein paar Leuten zusammen bei uns nähen würde. Seitdem bieten wir einen Nähkurs an. Wir freuen uns immer über neue Ideen, die an diesem Ort verwirklicht werden können." So befindet sich der Laden wortwörtlich in einem stetigen Wandel.

Rétablir l'original