Horst Schulz ist trockener Alkoholiker. Und ein Fußballfan, der gerne ins Stadion geht. Ans Millerntor, in dem – wie in jedem anderen – sehr viel Bier ausgeschenkt wird.
Alkohol und gehören in Deutschland zusammen. Jeder Proficlub der ersten und zweiten Liga hat einen Sponsorenvertrag mit einer Brauerei abgeschlossen. Drei von vier Getränken, die etwa zu jedem Heimspiel an den Tresen des FC St. Pauli verkauft werden, sind Biere. Fällt ein Tor für die eigene Mannschaft, schmeißen einige Fans auf den Stehplätzen ihr Bier in die Luft und lassen es regnen.
Für jeden Abhängigen ein unfreiwilliger Test. Für jeden einst Abhängigen noch viel mehr. Zum Beispiel für Horst.
Rund eine halbe Stunde vor Anpfiff des Heimspiels gegen Wehen Wiesbaden steht Horst Schulz, 68 Jahre alt, langer Zopf und Brille, allein auf der Gegengerade, nur wenige Meter von der Außenlinie entfernt. Hinter seinem Rücken schlängelt sich ein junger Mann mit vier Bieren durch die Stehplätze. Triggert ihn das? "Nö", sagt Horst. "Ich habe einen Schlussstrich gezogen, dann ist das Ding für mich durch." Wenn er Whiskey rieche, den habe er in seiner Alkoholikerzeit am liebsten getrunken, verspüre er manchmal Wehmut. Aber Whiskey wird im Stadion nicht verkauft.
Rétablir l'original