In Innsbruck sind schnelle Brillen noch Gebrauchsgegenstände und keine reinen Mode-Accessoires. Überall in der Stadt dokumentieren Anzeigen, wie viele Fahrräder pro Tag und Jahr an bestimmten Knotenpunkten bereits vorbeigefahren sind, eine verzeichnet bereits über eine Viertelmillion in diesen ersten fünf Monaten des Jahres 2023. Denn die Tiroler Landeshauptstadt ist ein Tourismusmagnet und bietet neben einer berauschenden Aussicht auf die Alpen vor allem eine beeindruckende Bandbreite sportlicher Aktivitäten im Sommer und im Winter. Das hält die Region, eigentlich das gesamte Bundesland, wirtschaftlich am Leben. Die Skianlagen und Mountainbike-Trails sind so gesehen für diese Stadt, was Berghain, Watergate und Tresor für Berlin darstellen.
Der Tourismus hat deshalb auch Vorrang vor anderen Dingen, von denen manche von politischer Seite augenscheinlich nachlässiger gepflegt werden. Noch vor einem halben Jahr kritisierte der Verein p.m.k - plattform mobile kulturinitiativen, ein Zusammenschluss von fast 40 Innsbrucker Kulturinitiativen, die Kulturstrategie Innsbruck 2030 des städtischen Senats: vage, unverbindlich, just nicht strategisch - so lauten die in dem offenen Brief genannten Vorwürfe. Angesichts einer sich verschärfenden Krise in der Festivalbranche gewinnen sie in dieser Saison an Dringlichkeit. Ob das Ausbleiben von privatem Sponsoring oder staatlichen Förderungen, beides trägt im Verbund mit Inflation und steigenden Produktionskosten zu einem giftigen Cocktail bei.