L-KW ist ein regionaler Knotenpunkt für internationales Denken und transkulturelle Kunst. Um ein Label im klassischen Sinne handelt es sich genau deswegen nicht, erklärt Mitbetreiber Morgan Sully. "Wir sind Klangkünstler* innen, die sich manchmal auf Musik konzentrieren, aber auch Theater, Essen, Literatur und Installationen miteinbeziehen. Das wiederum manifestiert sich in Theaterstücken, Filmen, Zines und natürlich digital oder auf Kassette und Vinyl." Es ist ein experimenteller Ansatz, der einem "fun follows function"-Prinzip verschrieben ist, wie es die Betreiber mit Hinblick auf die kreative Verballhornung des alten Bauhaus- Slogans durch den indonesischen Künstler und Designer Lucky Widiantara nennen.
Hervorgegangen ist L-KW aus einem multidisziplinären, im Jahr 2006 an der HPI School of Design Thinking in Potsdam gegründeten Künstler*innenkollektiv. Zu den Mitgliedern gehörte auch Ariel William Orah. "Drei von uns waren an verschiedenen Theater und Filmprojekten beteiligt", erinnert er sich. "Es kam die Idee auf, eine Plattform für diejenigen von uns zu schaffen, die einen Hintergrund in Theater- und Filmmusik hatten, um ihre Arbeit in physischen DIY-Releases zu dokumentieren und später Prinzipien aus dem Human-Centered-Design anzuwenden, die wir zu dieser Zeit an der Universität gelernt haben." Empathie und Kollektivität waren und bleiben Grundwerte in der Praxis von L-KW und mündeten in ersten Veröffentlichungen, die Orah als "nonrelease/non-album"-Formate bezeichnet, Workshops oder Performances etwa.
Das Kollektiv löste sich im Jahr 2018 auf und Orah gründete flugs das nächste: Soydivision. Das von in Berlin ansässigen Indonesier*innen betriebene Projekt legt in seiner Arbeit einen ähnlichen, aber doch unterschiedlichen Schwerpunkt. "Es geht mehr um experimentelle Kunst, kulinarische Arbeiten und Aktivismus mit Bezug auf den Themenkomplex Identität", erklärt Orah. Die Schnittstelle hin zur Arbeit von L-KW stellt das dar, was die beiden Betreiber als "sonic activism" bezeichnen: "Ich sage gerne, dass wir über verschiedene Diasporas hinweg als Treffpunkt dienen, wo neue Arbeiten erscheinen können, die die Komplexität von ›Herkunft‹ untersuchen und auch zelebrieren", so Sully. "In konzeptueller Hinsicht wollen wir das Medium Klang/Musik als kritischen und progressiven Raum positionieren, um einen Dialog über soziale und ökologische Ungerechtigkeit zu fördern", fasst Orah die Absichten von L-KW zusammen. Ohne jedoch zu moralisieren oder zu polarisieren, versteht sich.