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Wie Cannabis wirkt und warum der Konsum für Jugendliche besonders schädlich ist

Entscheidend für die Wirkung von Cannabis ist der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC). © Quelle: imago images/Aton Chile

Leipzig. Ein Joint zum Feierabend, am Wochenende oder vor der Party - Cannabis ist die am häufigsten konsumierte illegale Droge in Deutschland. Studien der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zufolge haben rund 46 Prozent der 18- bis 25-Jährigen schon einmal gekifft.


Wirkung kann unterschiedlich ausfallen

Immer wieder wird in der Öffentlichkeit darüber diskutiert, den Konsum von Cannabis zu legalisieren. Das Rauschmittel wird dabei oft mit Alkohol verglichen, die angeblich geringen Risiken und Nebenwirkungen werden als Argumente angeführt, aber auch die Entkriminalisierung und bessere Kontrollierbarkeit des Konsums.


Doch wie wirkt der Konsum von Cannabis? Ganz genau ist die Wirkung laut BZgA noch nicht erforscht. Entscheidend ist aber in jedem Fall der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC). „Das THC passt auf Rezeptoren im Gehirn, die für unterschiedliche Stoffe empfindlich sind", erklärt Andries Korebrits, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Helios Park-Klinikum in Leipzig. Da sich diese Rezeptoren an unterschiedlichen Stellen im Gehirn befinden, könne man nie genau wissen, wie das THC letztlich auf den Konsumenten oder die Konsumentin wirke. „Das ist, wenn man so will, auch das Fiese an dieser Droge: Einige werden davon ganz ruhig und fühlen sich wohl, andere werden ängstlich und unruhig und wieder andere merken überhaupt nichts", sagt Korebrits.


Kiffen in der Jugend hemmt Entwicklung des Gehirns

Einig seien sich die Fachleute darin, dass der Cannabiskonsum besonders bei jungen Menschen große Schäden verursachen kann, so der Jugendpsychiater. „Man geht davon aus, dass sich das Gehirn bis ungefähr zum 20. Lebensjahr noch entwickelt", sagt Korebrits. Der Konsum im Jugendalter hemme diese Entwicklung und damit nachweislich auch die der Intelligenz. Das hänge auch damit zusammen, dass durch den Konsum die Motivation und Konzentrationsfähigkeit sinke und viele Betroffene die Schule abbrächen. „Das kann man später im Leben nicht mehr nachholen, weil dann die Lernfähigkeit sinkt", sagt Korebrits.

Wenn eine entsprechende Disposition vorhanden sei, könne der Konsum zudem Psychosen oder eine Schizophrenie auslösen. „Auch hier sind Jugendliche besonders vulnerabel", sagt Korebrits. Ob jemand eine solche Veranlagung habe, sei schließlich in den wenigsten Fällen schon im Jugendalter bekannt. Teils werde in der Wissenschaft diskutiert, ob der Konsum zur Psychose führe oder Menschen, die am Beginn einer Psychose stünden, häufiger zu Cannabis griffen, etwa um sich zu beruhigen. „Sicher ist, dass die Wahrscheinlichkeit, eine solche Erkrankung zu entwickeln, unter Cannabiskonsumenten deutlich höher ist", erklärt Korebrits.


Regelmäßiges Kiffen führt zu Schäden

Entscheidend für das Risiko von Psychosen, aber auch einer Suchterkrankung, sei auch die Häufigkeit des Konsums, erklärt Korebrits. „Irgendwann reicht den Rezeptoren im Hirn die gelegentliche Versorgung mit Cannabinoiden nicht mehr aus." Wer täglich kifft, müsse auf Dauer mit gravierenden Folgen rechnen. Denn der Cannabiskonsum hat auch Nebenwirkungen. Dazu zählten unter anderem Abgeschlagenheit, Schwindel, Mundtrockenheit oder auch Schlafstörungen, erklärt der Chefarzt.

Der Konsum von Haschisch oder Marihuana im Erwachsenenalter sei nach wissenschaftlichen Erkenntnissen dagegen deutlich weniger problematisch. Dies gelte insbesondere bei einem gelegentlichen Konsum bis zu fünfmal im Monat. „Hier können wir nicht erkennen, dass uns etwa die Psychiatrien aufgrund des Cannabiskonsums von Erwachsenen volllaufen", sagt Korebrits.


THC-Gehalt durch Züchtung stark gestiegen

Auch die Dosis des Wirkstoffs THC mache einen bedeutenden Unterschied bei der Frage, wie schädlich der Konsum von Cannabis wirklich ist. Durch professionelle Züchtungen habe sich der THC-Gehalt in den Cannabispflanzen über die letzten Jahrzehnte massiv erhöht. „Das hat nichts mehr mit den Joints aus den 70er-Jahren zu tun", sagt Korebrits. Laut Studien der BZgR ist der THC-Gehalt in Haschisch zwischen 1970 und 2017 um etwa 24 Prozent gestiegen.


Seit einiger Zeit liegen CBD-Produkte im Trend, die ebenfalls aus der Hanfpflanze gewonnen werden. Diese enthalten weniger als 0,2 Prozent THC und sind daher legal verkäuflich. Die Produkte enthalten dagegen den Wirkstoff Cannabidiol, der nicht als psychoaktiv eingestuft wird. Wegen seiner beruhigenden Wirkung wird CBD als Behandlungsmittel, etwa gegen Unruhe, erforscht. „Hierzu gibt es aber noch sehr wenige Studien", sagt Korebrits. Auch andere Hanfprodukte wie Samen oder Textilien haben keine berauschende Wirkung und sind im Handel frei erhältlich.


Cannabis wird häufig als Einstiegsdroge gesehen, die den Weg für weitere Suchterkrankungen bereitet. Diese Problematik ließe sich mit einer Legalisierung möglicherweise abschwächen, da das Rauschmittel dann nicht mehr bei Dealern gekauft werden müsste, erklärt Korebrits. Dass Haschisch mit Heroin versetzt werde, was der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach kürzlich als Argument für die Legalisierung angeführt hat, sei in Leipzig bisher nicht zu beobachten. „Möglicherweise ist das ein regionales Problem", sagt Korebrits. Dennoch braucht es aus Sicht des Mediziners mehr Anstrengungen zur Prävention und Aufklärung über die Droge Cannabis. Diese solle an Schulen möglichst schon früh beginnen. „Denn wir sehen in den Kliniken viele Jugendliche, die am Cannabiskonsum kaputtgehen", sagt Korebrits.

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