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So lässt sich ein Schottergarten wieder in einen Naturgarten umwandeln

© Quelle: Annette Riedl/dpa

Hannover. Ob Quarz, Basalt oder Marmor - das Angebot an Kiesvarianten in deutschen Baumärkten ist vielfältig. Seit einigen Jahren liegen Schottergärten im Trend. Wie viele Hektar von ihnen es in Deutschland gibt, dazu hat das Bundesumweltministerium „keine gesicherten Informationen". Fest steht aber: Die steinigen Vorgärten rufen erbitterte Gegner auf den Plan - etwa den Biologen Ulf Soltau, der die Steinwüsten in den sozialen Medien mit dem Projekt „Gärten des Grauens" dokumentiert.

Bauordnungen geben Begrünung von Flächen vor

Die Kiesflächen schaden Insekten und Pflanzenwelt, versiegeln Böden und heizen das Mikroklima in Wohnsiedlungen auf, so die Argumente der Kritiker. Andere bescheinigen den Schottergärten schlicht Hässlichkeit. Doch jenseits von Geschmacksurteilen ist Fakt: Viele Kommunen verbieten es inzwischen, neue Schottergärten anzulegen.

Eine gesetzliche Mindestanforderung an einen Garten gibt es in Deutschland nicht direkt. Grundsätzlich fallen Vorgärten unter die Bauordnung, diese ist Ländersache. In den Bauordnungen aller Bundesländer finden sich aber Paragrafen mit diesem oder ähnlichem Wortlaut: „Die nicht mit Gebäuden oder vergleichbaren baulichen Anlagen überbauten Flächen der bebauten Grundstücke sind wasseraufnahmefähig zu belassen oder herzustellen und zu begrünen oder zu bepflanzen." Ausnahmen gibt es für Flächen, die einem anderen Zweck dienen, etwa Terrassen, Carports oder Fahrradständern. Viele Landesregierungen argumentieren deshalb, dass Schottergärten auch ohne zusätzliche Verordnungen bereits unzulässig sind.

Unklarheiten bei der rechtlichen Lage

An einigen Orten wird trotzdem mit weiteren Regelungen gegen die Schottergärten vorgegangen: In Baden-Württemberg sind Schottergärten nach Naturschutzgesetz und in Bremen und Hamburg nach Bauordnung explizit verboten. Im Rest der Republik gibt es zudem einige Kommunen, die diese Form des Gartenbaus beispielsweise mittels Bebauungsplänen untersagen. Dortmund, Darmstadt, Hanau, Fulda, Speyer, Würzburg und Paderborn sind einige Beispiele.

In der Frage, ob bereits bestehende Schottergärten zurückgebaut werden müssen, ist die Rechtslage etwas schwammig. In Baden-Württemberg streiten sich Umwelt- und Wirtschaftministerium über diese Frage. Bußgelder bei Verstößen werden dort bisher ohnehin nicht verhängt, da man eher auf Verständnis als auf Zwang setzen will. Die Stadt Hamburg kann Zwangsgelder verhängen, wenn Gartenbesitzer einer Rückbauaufforderung nicht nachkommen.

Schottergärten lassen sich unkompliziert begrünen

Dass Schottergärten längst nicht so pflegeleicht sind wie oft behauptet, ist ein weiteres Gegenargument. Denn mit der Zeit sammeln sich Laub und andere organische Substanzen auf dem Kies an, die einen Nährboden für Pflanzensamen bilden. „Dann muss man diese unerwünschten Wildkräuter mühsam herauspopeln", erklärt Marja Rottleb, Gartenexpertin beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Zudem wachsen nach einiger Zeit Moos und Algen auf den Steinen an. „Nach drei bis fünf Jahren muss man einen Schottergarten dann eigentlich komplett erneuern", sagt Rottleb.

Wer noch Kiesflächen vor der Haustür hat, kann diese aber mit relativ geringem Aufwand in einen pflegeleichten, lebendigen Vorgarten umwandeln. Dafür müssen die Steine nicht einmal entfernt werden, denn viele Pflanzen lieben felsigen und nährstoffarmen Boden. Der Nabu hat dafür gemeinsam mit dem Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (GaLaBau) ein Faltblatt herausgegeben. Darin werden vier Schritte zum Umwandeln eines Schottergartens beschrieben.

Schottergarten umwandeln in vier Schritten

Als Erstes sollte die Folie oder das Vlies unter dem Schotter entfernt werden, damit der Boden durchlässig für Wasser, Luft und Bodenorganismen wird. Der Kies muss dafür zur Seite geschoben werden, bei kleineren Schottergärten lässt sich das alleine schaffen. „Bei sehr großen Flächen kann es auch reichen, die Folie partiell zu entfernen und an einigen Stellen einzuschneiden", rät Rottleb.

Um die großen Lücken im Schotter zu füllen, wird der Boden im zweiten Schritt mit Grubensand, Kiessand oder Mineralbeton aufgefüllt. So können Pflanzen Wurzeln schlagen. Etwa 50 Liter pro Quadratmeter sind nötig. Wer zu viel Kies im Garten hat, kann diesen auch zu Hügeln aufschütten. „So schafft man ein kleines Habitat für Eidechsen oder Insekten", sagt die Nabu-Gartenexpertin.

Auf einem einstigen Schotterbeet kann recht unkompliziert ein alpiner Naturgarten entstehen.

Wildblumen gedeihen auf nährstoffarmem Boden

Als Nächstes muss etwas Kompost beigemischt werden, er bildet den Nährboden für Pflanzen. 20 Liter pro Quadratmeter sind ausreichend, da Wildblumen auf nährstoffarmen Böden gut gedeihen können, ungewünschtes Unkraut dagegen kaum. Es sollte aber darauf geachtet werden, dass die Erde aus einem zertifizierten Kompostwerk stammt.

Im vierten Schritt müssen die obersten zehn Zentimeter des neuen Bodens gut durchmischt und geharkt werden. Nun ist der Boden bereit und man kann zum Beispiel eine Wildblumenmischung aussäen und zusätzlich einige Wildstauden pflanzen. Gartenexpertin Rottleb empfiehlt den Storchschnabel: „Es gibt verschiedene Sorten für sonnige bis trockene Standorte, der Storchschnabel ist bodendeckend, sieht hübsch aus und ist gut für Insekten." Weitere Informationen zu passenden Pflanzenarten je nach Standort hat der Nabu zusammengestellt.

Sind die Pflanzen einmal etabliert, brauchen sie kaum Pflege und verhindern, dass sich Unkräuter ausbreiten. „Wichtig ist das Angießen in den ersten Monaten, damit die Pflänzchen gut anwachsen können", sagt Michael Henze vom Verband GaLaBau.

Umwandeln von Schottergärten ist fast ganzjährig möglich

Der Experte für Landschaftsbau rät zu niedrigen Gehölzen wie Zwergschneeball, niedrigem Duftjasmin oder Ginster. Außerdem ist laut Henze eine dichte Vegetation hilfreich, um den Garten möglichst pflegeleicht zu gestalten: „Denn wo Platz gelassen wird, kann sich Unkraut ausbreiten." Einen bestimmten Zeitpunkt im Jahr, um einen Schottergarten umzuwandeln, gebe es nicht. Blumenwiesen lassen sich gut im Frühsommer aussäen, Gehölze werden eher im Herbst gepflanzt. „Der Boden sollte lediglich frostfrei sein", sagt Henze.

Der Umweltexperte empfiehlt, sich für den neuen Garten Rat bei einer Landschaftsgärtnerei zu holen. Diese kann etwa Pflanzpläne anlegen und die richtigen Gewächse für jeden Boden auswählen. Die Kosten für einen Naturgarten seien von vielen Faktoren wie etwa Standortbedingungen, Durchwegungen und individuellen Wünschen abhängig. „Für 50 bis 100 Euro pro Quadratmeter lässt sich problemlos ein Garten naturnah gestalten", sagt Henze.

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