Die Hilfsbereitschaft in Dortmund geht ungebrochen weiter: Selbst ganze Schulklassen lassen Schule Schule sein und fahren in die Nordstadt, um tatkräftig anzupacken. Für ihren Einsatz bekommen die Dortmunder Lob von allen Seiten - statt „nur" mit dem BVB glänzt die Stadt national wie international mit unglaublicher Hilfsbereitschaft.
Angehende ErzieherInnen des Anna-Zillken-Berufskollegs kamen mit der ganzen KlasseGleich am Montag morgen zu Unterrichtsbeginn haben die angehenden Erzieherinnen und Erzieher des Anna-Zillken-Berufskollegs ihren Lehrer Thomas Barg angesprochen, ob man denn heute nach der Ankunft der vielen Flüchtlinge am Sonntag nicht den Unterricht ausfallen lassen könnte, um im Dietrich-Keuning-Haus tatkräftig helfen zu können.
Eine kurze Nachfrage beim Leiter der Schule und schon zogen die jungen Menschen im Klassenverband samt Lehrer zum Begegnungszentrum in der Nordstadt, um ihre Hilfe anzubieten.
Nun stehen sie dort und sortieren Kinderkleidung und Schuhe nach Größe. Viel hat sich in der Skateboardhalle angesammelt. Zwischen Halfpipe und anderen Herausforderungen für den Skater türmen sich die Spenden der Dortmunder.
Das alles will sortiert werden, um die Sachen an die Flüchtlinge weitereichen zu können. „Größe Acht ist welche Größe", ruft jemand durch die Halle? „Größe 43", antwortet ein anderer Helfer.
NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft machte sich vor Ort ein BildNach dem Innenminister am Sonntag macht sich am Montag auch „Landesmutter" Hannelore Kraft ein Bild von der gigantischen Hilfsbereitschaft. Sie ist zu Besuch, um sich ein Bild über die Situation in Dietrich-Keuning-Haus zu verschaffen.
Die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer achten, in ihre Arbeit vertieft, kaum auf die Ministerpräsidentin des Landes NRW und den Troß der Medienschaffenden in ihrem Gefolge.
Kurz steht sie an der Bande der Skateboardanlage und betrachtet das emsige Treiben in der Halle - offensichtlich mit Genugtuung. „Hallo", ruft sie in die Halle, „kommen sie doch einmal alle, ich möchte ihnen danken", sagt sie. „Es werden noch weitere Züge mit Flüchtlingen eintreffen, die ganze Woche wird hier mit Sicherheit noch ihre Hilfe benötigt werden."
Düsseldorf und Dortmund werden im Wechsel als Drehscheibe fungierenStadtdirektor Jörg Stüdemann in ihrer Begleitung ergänzt, dass man sich ab Dienstag mit Düsseldorf im Wechsel um die Verteilung der ankommenden Flüchtlingen kümmern werde.
„Wir hätten gerne mehr Zeit, um die Flüchtlinge einzukleiden", kritisiert eine Helferin. „Oft sind die Busse schon da, bevor sich die Menschen versorgen konnten", sagt sie. Jörg Stüdemann verspricht, dass man sich des Problems in den täglichen Sitzungen des Krisenstabs annehmen will.
Hannelore Kraft läuft durch Skateboardhalle, gibt Interviews und spricht mit den Helfern. Irgendwann kommt ein junger Mann zu ihr und fragt, ob die vielen Medienvertreter nicht mal langsam die Räumlichkeiten verlassen könnten - sie würden im Wege stehen.
„Weißt du denn nicht, wer das ist?", fragt ein Kollege den jungen Mann, nachdem Kraft weitergezogen ist. „Ja doch", antwortet er, "aber von mir aus könnte sie die Kaiserin von China sein, wir haben doch noch soviel zu tun." Dortmund packt eben lieber an...
Nationales und internationales Lob für Engagement in DortmundNicht nur die nationale und internationale Presse berichtet. Auch die Dortmunder Politik ist begeistert über das Engagement der vielen ehren- und hauptamtlichen Helferinnen und Helfer.
Denn auch in der Nacht zu Dienstag waren wieder hunderte Menschen am Hauptbahnhof, um die Flüchtlinge zu begrüßen, und im Keuning-Haus, um dort anzupacken.
„Wer am Hauptbahnhof war, der konnte erleben, zu was eine Stadt in der Lage ist, wenn große Hilfsbereitschaft und ehrenamtliches Engagement vieler Freiwilliger auf gut koordinierte und kooperierende hauptamtliche Arbeit treffen", erklären der Kreisverband sowie die Ratsfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen.
„Dortmund hat mit dem Willkommen für die aus Ungarn angereisten, überwiegend syrischen Flüchtlinge weit über die Grenzen der Stadt gezeigt: So geht Flüchtlingshilfe!"
Das Dortmunder Engagement setzt Maßstäbe für die Flüchtlingshilfe„Das hat über das Wochenende hinaus Maßstäbe für den zukünftigen Umgang mit Flüchtlingen gesetzt. Dieses Engagement und diese Hilfsbereitschaft gilt es zu erhalten und vor dem Hintergrund der noch zu erwartenden Flüchtlinge - gerade auch bei der Unterbringung in den einzelnen Stadtbezirken - zu unterstützen und auszuweiten", heißt es weiter von den Grünen.
„Die aktuelle Situation zeigt, dass NRW und die Kommunen noch vor viel größeren Herausforderungen stehen werden als angenommen", erklärt SPD-Fraktionschef Norbert Schilff. „Die große Hilfsbereitschaft der Dortmunder Bevölkerung und der vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer ist überwältigend. Die SPD-Ratsfraktion dankt allen Dortmunderinnen und Dortmundern, die spontan den ankommenden Flüchtlingen zur Seite gestanden haben."
Kritik: Eine solche Zusammenarbeit von Stadt und Land wäre auch bei der EAE nötigSo eine Kooperation und Koordination hätten sich die Grünen in den vergangenen Wochen auch zwischen Stadt und Land gewünscht.
„Was am Wochenende am Bahnhof und im Keuninghaus koordiniert und reibungslos funktionierte, muss in Zukunft als geordnetes Verfahren auch bei einer von der Verwaltung vorgenommenen Schließung der Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) in Hacheney funktionieren."
Sie fordern: „Eine ausreichende Verpflegung, eine gezielte Information über die Situation sowie Transportmöglichkeiten in die nächste Einrichtung für die vielen Flüchtlinge, die in Hacheney immer wieder vor den geschlossen Türen stehen."
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