Über die Hälfte der deutschen Bevölkerung leidet an Übergewicht und damit nicht genug: In vielen Fällen gesellen sich als Folge ein hoher Blutdruck, ein erhöhter Blutzuckerwert und ein gestörter Fettstoffwechsel dazu. Wissenschaftler bezeichnen dieses Symptombündel als Metabolisches Syndrom - die Wohlstandskrankheit Nummer eins. Betroffene riskieren schwerwiegende Folgeerkrankungen wie Diabetes mellitus, Herzinfarkt und Schlaganfall. Die Lebenserwartung ist bei ihnen um einige Jahre verkürzt.
Zu süß, zu fett, zu viel - mehr als die Hälfte der Deutschen ist übergewichtig und isst sich krank. Besonders gefährlich ist Bauchfett.
Doch nicht alle Übergewichtigen sind gleich stark gefährdet. Ärzte haben mittlerweile erkannt, dass vor allem zu viel Bauchfett krank macht. "Rettungsringe" am Bauch sind also nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern ein wesentlicher Risikofaktor. Außerdem ist viel Bauchfett ein Zeichen dafür, dass sich das Fett bereits um die inneren Organe herum angesammelt hat.
Hier wird es zur Zeitbombe, denn es produziert sehr viel mehr Hormone und Botenstoffe als gewöhnliches Unterhautfettgewebe. Diese können den Blutzucker- und Fettstoffwechsel stören und Entzündungsprozesse im Körper fördern, was wiederum die Entstehung von Arteriosklerose und Diabetes mellitus begünstigt.
Frühwarnzeichen erkennen
Durch regelmäßige Überwachung der Blutzuckerwerte (Risiko ab 5,6 mmol/l nüchtern, ab 7,8 mmol/l zwei Stunden nach dem Essen), Kontrolle des Blutdrucks (Risiko ab 130/85 mmHg) und das Messen des Bauchumfangs lässt sich bei Übergewichtigen bereits eine Gefährdung aufdecken. Besser als die Kontrolle der Blutzuckerwerte ist allerdings der sogenannte orale Glukose-Toleranztest (oGTT). Er zeigt die Entwicklung eines Diabetes schon sehr frühzeitig an, während die Blutzuckerwerte erst deutlich, oft Jahre, später auffällig werden, wenn die Bauchspeicheldrüse sie nicht mehr im Normalbereich halten kann. Beim Bauchumfang gilt die Faustregel: Werden bei Frauen in der Taille mehr als 88 Zentimeter, bei Männern mehr als 102 Zentimeter gemessen, besteht ein deutlich erhöhtes Risiko für die gefährliche Stoffwechselentgleisung.
Viele Betroffene nehmen die Gefahr jedoch erst wahr, wenn der Körper die dauerhaft hohen Blutzuckerwerte nicht mehr ausbalancieren kann und sie Tabletten nehmen oder Insulin spritzen müssen, oder wenn die Herzkrankgefäße bereits so stark verstopft sind, dass schon kleine Anstrengungen zu Atemnot und Brustschmerzen führen.
Gewichtsabnahme und körperliche Aktivität entscheidend
Doch es gibt zwei Maßnahmen, die das Fortschreiten des Metabolischen Syndroms stoppen und sogar Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck zumindest ein Stück weit wieder rückgängig machen können: Gewichtsabnahme und körperliche Aktivität.
Bei der Gewichtsreduktion können schon die ersten Kilos viel bewirken: Experten gehen davon aus, dass schon bei einem Kilogramm weniger Körpergewicht der Blutdruck um 2,5/1,5 mmHg sinkt. Der Fettstoffwechsel reagiert ebenfalls sehr schnell auf ein paar Pfunde weniger.
Wichtig ist vor allem viel Bewegung. Denn wer durch Sport abnimmt, hat gute Chancen, auch das gefährliche Bauchfett loszuwerden. Vielen fällt es jedoch äußerst schwer, einen über Jahrzehnte angewöhnten Lebens- und Ernährungsstil zu verändern. Hierfür kann es hilfreich sein, sich einer Gruppe anzuschließen oder auch psychologische Hilfen in Anspruch zu nehmen. Nur wer langfristig umschaltet, hat Aussicht auf Erfolg.
Wunderpillen gibt es nicht
Unter Umständen können Medikamente die Gewichtsabnahme unterstützen. Sie sollten immer unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden, denn sie sind nicht frei von Nebenwirkungen und auch nicht für jeden Patienten geeignet. Das Medikament Reductil® kann zum Beispiel zu einem Anstieg von Herzfrequenz und Blutdruck führen - riskant für Patienten, bei denen das Herz bereits geschädigt ist. Ein anderes Medikament namens Byetta® scheint für übergewichtige Diabetiker hilfreich.
Das nach dem Vorbild eines Hormons im Speichel der nordamerikanischen Gila-Krustenechse synthetisch hergestellte Arzneimittel senkt wie Insulin den Blutzuckerspiegel, sorgt außerdem für ein Sättigungsgefühl und erleichtert so das Abnehmen. Wunderpillen sind diese beiden Medikamente jedoch nicht. Bewegung und eine kalorienarme Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Ballaststoffen bleiben die vorrangigen Maßnahmen, um das Metabolische Syndrom zu bekämpfen.